Punk-Pop in Dur und Moll

Fall Out Boy, das ist nicht nur die Band vom Mann von Ashlee Simpson, sondern eine gestandene Rockformation und heute Abend in der Tonhalle
Fall Out Boy-Sänger Pete Wentz fährt gerade mit dem Tourbus durch Amerika. Wir werden von einem Mitarbeiter ihres Plattenlabels telefonisch durchgestellt. Private Fragen? Streng verboten. Keine Chance über Petes Ehe mit Ashlee Simpson oder ihren neugeborenen Sohn zu sprechen. Aber es gibt ja noch andere private Themen.
AZ: Zwischen Twitter-Blogs und Websites gibt es viel Material von Euch. Wie behält man da den Überblick?
WENTZ: Das ist ganz einfach: 50 Prozent sind tatsächlich wir, 50 Prozent sind wir gar nicht. Das sind Leute, die vorgeben, wir zu sein.
AZ: Es gibt Menschen, die sich für Euch ausgeben?
Ja, und es ist schwer zu sagen, wer wer ist.
AZ: Wie wichtig ist denn das Internet für eine Pop-Band?
Hängt davon ab, wie alt man ist. Aber es ist ein großartiges Medium, um direkt mit den Fans zu kommunizieren.
AZ: Ich hoffe mal, ich war im richtigen Twitter-Blog ...
Es gibt ein paar gefakte. Meiner ist der wo mein Name rückwärts buchstabiert wird.
AZ: Vielleicht ist der Satz ja von Ihnen: „Ich bin ein Flugdrachen und kann mich nicht entscheiden, ob ich der Leine oder dem Wind folgen soll.“
Ach ja, das ist von mir.
AZ: Da drückt sich doch ein starker Freiheitsdrang aus.
Der Wind ist die Freiheit, und die Leine sagt dir, wo du hingehen sollst.
AZ: Was ist die Leine genau?
Ich bin mir nicht ganz sicher. Für mich besteht die Leine aus Menschen, die erwarten, dass ich auf eine bestimmte Art agiere. Und wenn ich mich nicht so verhalte, steigen die Leute aus. Aber es gibt einfach Zeiten, wo ich dem Wind folgen und einfach verrückt sein will. Aber ich will Leute damit natürlich nicht vor den Kopf stoßen. Das ist so einer der Kämpfe. Am Ende des Tages hängst du eh an der Leine.
AZ: Macht Sie auch das Pop-Geschäft verrückt? Menschen die private Fragen stellen?
Absolut. Das kann verstörend und zu viel sein. Aber ich verstehe schon: Wenn du die Hand ins Feuer hältst, wirst du sie dir verbrennen. Und meine Hände sind am Feuer.
AZ: Mal was in einen Twitter-Blog geschrieben, was Sie nachher bereut haben?
Sicher, ich kann mich aber nicht mehr genau daran erinnern. Das ist gefährlich am Internet. Das gute ist, du kannst es richtig stellen. Das schlechte – es ist raus.
AZ: Fall Out Boy wurden nach einem Simpsons-Charakter benannt. Was ist denn Ihre Lieblingsfigur? Neulich habt Ihr eine Variation des Titelthemas für eine Folge eingespielt. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Wir waren schon lange im Gespräch, um in einer Episode dabei zu sein. Sie machten den Vorschlag, das Titelthema zu variieren. Wir fanden das cool.
AZ: Gab’s auch Pläne, dass Ihr als Figuren auftretet?
Darüber haben wir eine Weile geredet.
AZ: Sie betätigen sich auch als Schriftsteller. Wie würden Sie ihre eigene Band beschreiben?
Da bin ich ganz schlecht. Wir sind nicht genug Punk, um eine Punk-Band zu sein, wir sind nicht Pop genug, um eine Pop-Band zu sein. Wir nennen uns selber Punk-Pop. Wenn ich mit meiner Mutter spreche, vergleicht sie uns mit einer Band wie Metallica, wenn ich mit meinem Bruder spreche, vergleicht er mich mit Green Day. Ich glaube, wir klingen wie keine von beiden. Das hängt wohl von deiner Wahrnehmung ab.
AZ: Ist dieses Zwischen-den-Stühlen-Sein Grund für den Massenerfolg?
Wir sind eine Band, die es schafft, dass die Leute sie lieben, oder sie lieben es, uns zu hassen. Besser so, als dass die Leute sich nicht um uns scheren.
Interview: Christian Jooß
Tonhalle, Friedenheimer Straße 10, 20 Uhr, Eintritt: 30,50 Euro