Pumuckls Mama wird 90: Das sind die Münchner Orginale

München kennt keinen Mangel, zumindest was Charakterköpfe angeht. Ob Wildmoser, Mosi samt Daisy oder Gustl Bayrhammer: Die Münchner liebten und lieben ihre Orginale. Die Schöpferin eines ganz besonderen feiert bald ihren 90. Geburtstag.
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Unter Garantie ein Münchner Orginal: Der Pumuckl.
dpa Unter Garantie ein Münchner Orginal: Der Pumuckl.

MÜNCHEN - München kennt keinen Mangel, zumindest was Charakterköpfe angeht. Ob Wildmoser, Mosi samt Daisy oder Gustl Bayrhammer: Die Münchner liebten und lieben ihre Orginale. Die Schöpferin eines ganz besonderen feiert bald ihren 90. Geburtstag.

Ein kleiner Kobold hat sie berühmt gemacht. Die Autorin Ellis Kaut kreierte vor fast 50 Jahren den rothaarigen Klabautermann Pumuckl. Seitdem treibt der meist unsichtbare Quälgeist in Hörspielen, Fernsehsendungen und Büchern seine Streiche. Am Mittwoch (17. November) feiert seine Erfinderin ihren 90. Geburtstag. Ihr Wunsch: „Gesundheit – und dass alle so lange leben wie ich, damit ich niemand sterben seh'.“ Die in Stuttgart geborene Künstlerin will im engen Kreis von Familie und Freunden feiern, unter anderem mit Tochter Ursula.

Dass sie ein Gutteil der Fanpost heute elektronisch per Email beantwortet, ist für Kaut gar keine Frage, und bei ihrem Hobby Fotografie ist sie längst auf Digitaltechnik umgestiegen. Viele Kinder allerdings wollen immer noch ganz altmodisch ein Autogramm; manche finden sogar heraus, wo in München die Pumuckl-Mutter wohnt - und stehen plötzlich vor ihrer Haustür. „Ich weiß nicht, was die vielen Menschen mit all den Unterschriften anfangen“, wundert sich Kaut. „Irgendwie kann man damit glänzen.“ Oft auch werde sie von Menschen erkannt. „Dann sind Leute fröhlich. Sie fangen an, mir Geschichten vom Pumuckl zu erzählen.“

Generationen sind in Deutschland mit „Meister Eder und sein Pumuckl“ großgeworden. Der freche Kobold eroberte aber auch Kinderherzen in europäischen Ländern wie Spanien und Frankreich – und sogar in China. Dabei ist Pumuckl nicht das einzige Werk der vielseitigen Künstlerin. Für den Bayerischen Rundfunk (BR) schrieb die gelernte Schauspielerin und Bildhauerin Hunderte von Beiträgen für Schulfunk und für Frauenmagazin. Eine Erfolgsstory wurden neben Pumuckl die 120 Geschichten vom „Kater Musch“.

Um den kleinen Wicht Pumuckl tobte freilich ein Rechtsstreit zwischen Kaut und Pumuckls ursprünglicher Zeichnerin, Barbara von Johnson. Die beiden „Mütter“ stritten über Jahre um die Rechte an ihrem Zögling. Am Ende ging es sogar darum, ob der Kobold nun langsam mal eine Freundin haben dürfte oder nicht. Johnson hatte Kinder eine Freundin für Pumuckl malen lassen. Kaut fand eine Gespielin für den Kleinen „unappetitlich“ – vor allem aber sah sie ihre Autonomie über Pumuckls Biografie in Gefahr. Denn was der Kobold erlebt, bestimmt natürlich Kaut, schließlich schrieb sie von Anbeginn an seine Lebensgeschichte.

Damit Kinder auch in der Zukunft „Pumuckl“ oder „Kater Musch“ lesen können, rief Kaut schon vor Jahren eine Stiftung zur Förderung des Lesens und der Kinderliteratur ins Leben, die sie inzwischen an die Internationale Jugendbibliothek in München übergeben hat. Ihr Argument: Durch Lesen könne man unglaublich viel lernen. Sie arbeite 16 Stunden am Tag, sagte Kaut früher über sich. Mit der Veröffentlichung ihrer Autobiografie „Nur ich sag ich zu mir“ im vergangenen Jahr aber hat sie den Stift endgültig hingelegt. Das Fotografieren hingegen hat sie keineswegs aufgegeben, trifft sich wöchentlich mit anderen in der „Sezession Münchner Lichtbildner“.

 „Es gibt natürlich immer etwas zu tun“, sagt sie. „Man hat sogar immer soviel zu tun, dass man sagt: Ich habe keine Zeit. Wenn man genau hinschaut, vertrödelt man auch viel Zeit.“ Das Älterwerden sei zwar „nicht ganz leicht“. Aber: „Ich bin durchaus neugierig was kommt. Ich finde es ganz interessant – wenn am Schluss nicht die unangenehme Aussicht wäre, das man nicht mehr da ist.“

 Das Auto lässt Kaut zwar inzwischen stehen, dafür hat sie sich selbst schon vor dem Geburtstag ein Geschenk gemacht: Weil sie nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, hat sie sich ein Elektromobil gekauft. „Ich setz mich ins Wägelchen, drehe den Zündschlüssel, und es schnurrt.“ Dann fährt sie einkaufen, und wenn es ein bisschen holpert, macht ihr das gar nichts aus, im Gegenteil: „Es ist ein bisschen der Spaß vom Oktoberfest.“

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