Puffbesuche aus der Gerichtskasse finanziert

Über 290 000 Euro verjubelt 36-jähriger Justizobersekretär in Münchner Puffs. Er besuchte die Bordelle fast täglich. Das Geld stahl er aus der Justizkasse. Jetzt steht der Mann in München vor Gericht.
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Torsten Huber Illustration

MÜNCHEN - Über 290 000 Euro verjubelt 36-jähriger Justizobersekretär in Münchner Puffs. Er besuchte die Bordelle fast täglich. Das Geld stahl er aus der Justizkasse. Jetzt steht der Mann in München vor Gericht.

Im Rotlicht-Milieu am Stahlgruber Ring im Münchner Osten war der Justizobersekretär (36) bekannt wie ein bunter Hund. In den Etablissements wie „Caesars World“, „Hunter Exclusive“ oder „Pascha“ suchte der Beamte fast täglich Entspannung von seinem eintönigen Job im Miesbacher Amtsgericht: „Irgendwann 2004 habe ich damit angefangen und viel Geld dafür gebraucht.“

Mit seinem Gehalt konnte der Justizobersekretär die Abstecher zu den Liebesdamen nicht finanzieren. Da traf es sich prima, dass er an einer Geldquelle saß – der Gerichtskasse, die er schließlich verwaltet hat. Da griff er kräftig rein. Schaden: 293 778,53 Euro. Wegen Untreue in 260 Fällen steht er jetzt vor dem Landgericht München II.

Versteckt hinter einem weißen Leitzordner wird er von Justizbeamten aus der U-Haft in den Gerichtssaal geführt. Verteidiger Christian Finke: „Erstaunlich ist, dass sämtliche Kontrollmechanismen völlig versagt, obwohl die Taten für jeden Laien erkennbar waren." Von 2004 bis 2009 hat er Beträge bis zu 7000 Euro aus der Justizkasse, in der Geldstrafen, Gebühren und Vorschüsse vor Gutachter flossen, entnommen. Der Angeklagte notierte nicht jeden Zahlungseingang. So war immer mehr Geld auf dem Justizkonto als im Kassenbuch stand. Diese Überschuss räumte er ab. In eine Liebesdame aus Ungarn hatte er sich sogar verliebt: „Ich habe viel Geld für sie ausgegeben.“

2006 hatte man ihm den Kassenjob entzogen. Er sei zu schlampig. Kontoauszüge fehlten. Die Schwester des Angeklagten, die auch im Miesbacher Gericht arbeitet, ließ ihn 2009 auffliegen. „Ich lag im Krankenhaus. Meine Schwester hatte die Kasse übernommen und Fehler entdeckt“, sagte der Angeklagte. Der Prozess dauert an.

th

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