Puchheim: Vergewaltigt auf der S-Bahn-Toilette
München - In Mirko R.s (Name geändert) Gesicht spiegeln sich oft Leere, noch öfter Fragezeichen. Wenn Richterin Regina Holstein den 19-Jährigen etwas fragt, rattert es in seinem Hirn. Man kann das fast sehen. Nur kommen tut wenig und wenn, dann Widersprüchliches. Laut Staatsanwaltschaft, weil er im Juli eine junge Frau in der Toilette am Bahnhof Puchheim vergewaltigt hat und sich nun rauszureden versucht. Laut seinem Verteidiger, weil Mirko R. Gericht und Anwälten „kommunikativ unterlegen“ ist. R. sagt, der Sex sei einvernehmlich gewesen.
R. habe die junge Frau auf einer Bank nahe der S-Bahn-Station getroffen. Sie habe eine Weinflasche dabei gehabt. R. sagt, er habe sie angesprochen. Dann hätten sie gemeinsam Joints geraucht und Bier getrunken. Er habe gefragt, ob er sie küssen darf. Später sei sie auf die Bahnhofstoilette, er auch „weil ich meine Schuhe sauber machen wollte“.
„Darf ich mit dir rummachen?“, habe er sie dort gefragt und dann habe man auf einem Waschbecken Sex gehabt. Ohne Kondom und einfach so. Obwohl er eigentlich „der romantische Typ“ sei. Dabei habe er sich nichts gedacht, sagt R. Die Frau sei ja älter als er gewesen, schon über 20.
Als R. das erzählt, räuspert er sich oft und heftig. Danach klingt seine Stimme aber immer noch so, als würde er durch ein dickes Tuch hindurch sprechen, undeutlich.
Zweimal fordert die Richterin ihn auf, sich mit seinem Verteidiger zu besprechen, seine Aussage zu überdenken. Einmal, als es um seine sexuelle Erfahrung geht, einmal, als es um den Vorwurf selbst geht.
Aber R. bleibt dabei, es war alles einvernehmlich. Das Opfer schildert den Sachverhalt anders. Sie hat bei der Polizei ausgesagt, R. mehrfach gesagt zu haben, dass sie keinen Sex mit ihm wolle. R. habe trotzdem weitergemacht.
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