Prügel wegen Ossi-Dialekts: Bewährung für die Schläger

MÜNCHEN - Die beiden Schläger vom Flaucher, die einen 34-Jährigen wegen seines Ossi-Dialekts zusammengeschlagen haben (AZ berichtete), kamen heute vor dem Münchner Jugendschöffengericht mit Bewährungsstrafen davon.
Es passierte am 9. Mai 2008, gegen 17.30 Uhr: Steven L. (34) hatte sich mit seiner Freundin (28) am Imbiss-Standl zwischen Flaucher und Tierpark etwas zu trinken bestellt. "Ik will ne Cola", sagte er in seinem Dialekt. Möbelpacker Istvan Z. (30), der mit Sebastian P. damals dessen 18. Geburtstag mit Grill und viel Bier an Isar feierte, stand zufällig auch am Kiosk und erwiderte: "Verpiss dich, du Ossi-Arsch. Wegen Dir sollen sie die Mauer bis zum Himmel wieder aufbauen." Der Maler und Lackierer Steven L. wollte kein Streit. Er und seine Freundin gingen zum Ufer und sie hielten die Füße ins Wasser.
Schlug mit einem Schwan zu
Minuten später eskaliert die Situation: Die beiden stark betrunken Istvan Z. und Sebastian P. kamen auch ans Isarufer. Sebastian P. packten einen Schwan am Hals und schlug mit dem Tier auf Steven L. ein. Der sagte: "Lass das arme Tier in Ruhe." Der Schwan konnte davon flattern. Gleich darauf schlug ihm Sebastian P. mit der Faust gegen den Hals.Istvan Z. schlug, warf Steine und ging mit einer zerbrochenen Bierflasche auf das Opfer los. Steven L. konnte den Angriff mit der rechten Hand abwehren, zog sich dabei eine Schnittwunde zu. Danach warf Istvan Z. noch den glühenden Grill mit dem Fleisch nach Steven L.
Opfer lag sechs Tage im Krankenhaus
Als die Freundin von Steven L. dazwischen ging. bekam sie auch noch Prügel. Studenten, die auch am Flaucher grillten, alarmierten die Polizei. Sechs Tag lag Steven L. im Krankenhaus. Heute noch leidet er unter Kopfschmerzen. Seine Anwältin Gabriele Schöch sagte: "Mein Mandant muss wahrscheinlich den Beruf wechseln. Denn wenn er beim Streichen den Kopf in den Nacken senkt, hat er starke Schmerzen." Sebastian P., saß vier Monate in U-Haft, weil er nach dem Vorfall vom Flaucher wieder jemanden verprügelt hatte.
Staatsanwältin forderte Haftstrafen
Die Staatsanwältin forderte für beide Angeklagten wegen gefährlicher Körperverletzung, Verstoß gegen das Tierschutzgesetz je zwei Jahre und vier Monate Haft. Die Strafverteidiger Christian Vorländer und Roland Autenrieth plädierten für Bewährungsstrafen. Die Vorsitzende Richter Maria-Luise Broich urteilte milde. Beide bekamen zwei Jahre auf Bewährung: "Unsere Mandanten werden an das Opfer Schmerzensgeld zahlen." Ob es bei Sebastian P. bei einer Bewährungsstrafe bleibt, wird sich erst in sechs Monaten zeigen. Da findet nochmals eine Anhörung statt. Sollte er gegen Auflagen (kein Alkohol in der Öffentlichkeit, auf dem Schweizerplatz in Fürstenried, dort ist seine Gang, darf er sich nicht mehr aufhalten, Kontakverbot zu einem bestimmten Spezl) verstoßen, muss er ins Gefängnis.
th