Prügel-Polizist aus der 089-Bar entschuldigt sich

Ein Polizist hat sich zum Auftakt seines Prozesses wegen versuchten Totschlags in einer Münchner Diskothek bei dem Opfer entschuldigt: „Es tut mir leid, dass ich jemanden so schwer verletzt habe“.
von  Abendzeitung
Der angeklagte Polizist vor Gericht
Der angeklagte Polizist vor Gericht © John Schneider

MÜNCHEN - Ein Polizist hat sich zum Auftakt seines Prozesses wegen versuchten Totschlags in einer Münchner Diskothek bei dem Opfer entschuldigt: „Es tut mir leid, dass ich jemanden so schwer verletzt habe“.

„Mir war nicht bewusst, wie gefährlich das war, was ich gemacht habe.“ Der Angeklagte hat in der Nacht des 4. Dezember 2009 in der Bar einen 37 Jahre alten Italiener mit einem Fausthieb gegen das Kinn zu Boden geschlagen und ihm mit einem wuchtigen Fußtritt - „nach Art eines Fußballers beim Elfmeterstoß“, so die Anklage ­ den Unterkiefer dreifach gebrochen.

Am Tatabend war der 31-Jährige nach dem Besuch einer Weihnachtsfeier der Polizei allein zu der Bar gefahren. Zu dem Gewaltexzesse kam es nach den Worten des Angeklagten, als der Begleiter des späteren Opfers ihm absichtlich seinen Drink über den Rücken geschüttet habe. Der Begleiter habe sich entfernt, das Opfer aber sei unmittelbar vor ihm aufgetaucht und von ihm weggeschubst worden. Der 37-Jährige ging zu Boden und habe einen „aggressiven Gesichtsausdruck“ gehabt. „Ich habe in Richtung Kopf zugetreten“, gestand der Angeklagte. „Es war eine Sache von wenigen Sekunden.“

Der 31-Jährige war danach geflohen. Er war Stammgast des Hauses, die Aussagen von Besuchern und Angestellten führten die Ermittler auf die Spur ihres Kollegen, den sie nach zwei Wochen beim Nachtdienst festnahmen. Der Angeklagte ist seither suspendiert. In den Polizeidienst führt für ihn auch nach der Verbüßung der ihm bevorstehenden Strafe kein Weg zurück. „Ich muss wieder bei Null anfangen“, sagte der 31-Jährige.

Der Sohn eines Polizeibeamten war nach einer Ausbildung in einem Ingenieurbüro in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Noch während seiner Tätigkeit in einer Einsatzhundertschaft war gegen ihn wegen Körperverletzung an seiner damaligen Freundin ermittelt worden. Deren Vater habe ihn nach der Trennung ungerechtfertigt angezeigt, so der suspendierte Polizeiobermeister. Er habe die Einstellung des Verfahrens gegen ein Schmerzensgeld und einen dienstlichen Verweis nur akzeptiert, um die Sache zu einem Abschluss zu bringen.

„Ich bin kein Schläger“, beteuerte der Angeklagte. „Ich kann ein bisschen lauter werden, aber ich schlage niemanden.“ Von den Anabolika, die der Hobby-Bodybuilder nahm, will er keine Nebenwirkungen wie erhöhte Aggressivität gespürt haben.

dpa

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