Prozesstag ausgefallen: John Demjanjuk hat schlecht geschlafen
MÜNCHEN - Es ist schon der zweite Tag in Folge, an dem der Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk nicht wie geplant stattfinden konnte. Inzwischen gibt es Zweifel an einem neuen Zeugen.
„Er hat schlecht geschlafen und fühlt sich nicht wohl.“ Obwohl nur dieses persönliche Unwohlsein und kein objektiver ärztlicher Befund vorlag, ließ der Vorsitzende Richter Ralph Alt den Angeklagten John Demjanjuk (89) gestern nicht zwangsweise aus seinem Stadelheimer Quartier vor Gericht bringen.
Damit ist das Verfahren am zweiten Tag in Folge und zum vierten Mal überhaupt seit dem Prozessauftakt am 30. November wegen gesundheitlicher Probleme des Angeklagten ausgesetzt worden. Demjanjuk hatte bereits am Vortag über Schwindelgefühl geklagt, seine Blutwerte waren schlecht.
Der Richter hofft, dass der Prozess wegen Beihilfe zum Mord an 27900 Juden kommenden Dienstag mit der Fortsetzung der Zeugenaussage des Münchner Historikers Dieter Pohl weiter gehen kann. Der ursprünglich vorgesehene Zeuge Thomas Walther von der Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen wird zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal geladen. Inzwischen rechnet Alt mit einem sehr langwierigen Verfahren, das sich durchaus auch ein Jahr hinziehen könne.
Derweil hat sich mit Alexey Weizen (87) ein den Ermittlern bereits bekannter Überlebender von Sobibor in einem Interview zu Demjanjuk geäußert (AZ berichtete). Er habe gesehen, wie dieser Häftlinge zu Arbeiten in den Wald geführt habe. Zu Demjanjuks Täterschaft bei der Vergasung von Juden im Vernichtungslager oder anderen Taten konnte er nichts sagen.
Weder Staatsanwaltschaft noch Gericht sehen aber derzeit die Notwendigkeit, Weizen nach München zu laden. Er werde vorerst keine Vernehmung beantragen, sagte Staatsanwalt Hans-Joachim Lutz. John Schneider
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