Prozessauftakt: Zahnarzt schmuggelt kiloweise Marihuana nach München

München - Da wundert sich sogar der Richter: Dragan T. (36, Name geändert) hat als Zahnarzt in Belgrad gearbeitet, bevor er zum Drogenkurier wurde. "Verdient man so schlecht als Zahnarzt in Serbien", fragt sich nicht nur der Vorsitzende der Strafkammer, Markus Koppenleitner.
Die Frage wird später im Prozess mit "Ja" beantwortet. Man verdient nicht viel als Zahnarzt. Das sei aber nicht der Grund dafür, dass sich Dragan T. bereiterklärte, Marihuana in einer schwarzen Hockeytasche nach München zu transportieren, erklären seine Anwälte Peter Pospisil und Steven Krnjaic. Ihr Mandant habe gewusst, dass er Marihuana transportiere. Aber nicht wie viel sich in der Tasche befand, die weder besonders schwer, noch besonders leicht gewesen sei. Das Gericht geht von zehn Kilo aus.
Angeklagter Zahnarzt von Freundin betrogen
Es habe 2018 einen Knick in der Biografie des 36-Jährigen gegeben. Bis dahin arbeitete er in der Praxis des Vaters, hatte eine Verlobte und plante ein gemeinsames Leben mit ihr.
Dann kam heraus, dass sie ihn mit einem Freund betrog. Dragan T. fiel in ein tiefes Loch, arbeitete nicht mehr. Mit einem Bekannten stürzte er sich dann später ins Münchner Nachtleben, geriet an die falschen Leute, machte Schulden und war schließlich bereit, Drogen zu transportieren. Dafür sollte ihm ein Teil seiner Schulden erlassen werden.
Drogenbande hatte über ganz München verstreut Lagerabteile angemietet
Die beiden Anwälte bestehen darauf, dass Dragan T. allenfalls eine Randfigur bei der Aufarbeitung der Machenschaften der in München agierenden Drogenbande. Deren Kopf ist noch auf der Flucht, wie weitere Bandenmitglieder auch. Andere sind der Polizei bereits ins Netz gegangen, wurden verurteilt und kassierten Haftstrafen bis zu sechs Jahren für den Handel mit Marihuana und Kokain.
Die Bande hatte über ganz München verstreut Lagerabteile angemietet, um dort Drogen, Verpackungsmaterial und Feinwaagen für ihre Geschäfte zu bunkern.
Dragan T. aber hatte sich nach seiner Drogenfahrt nach London abgesetzt, um dort einen Job zu finden. Denn in Serbien verdiene man als Zahnarzt tatsächlich nicht gut. Doch in der britischen Hauptstadt fand er keine Arbeit, wollte deshalb weiter nach Paris. Dazu kam es nicht: Anfang des Jahres wurde er an der Themse festgenommen und ausgeliefert.
Für den geständigen Angeklagten wird es am Ende aufgrund einer Absprache der Prozessbeteiligten auf eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten hinauslaufen.