Prozess: Vergewaltigt beim Campen
München - Sie wollten auf der Wiesn feiern und wurden Opfer eines Sex-Täters. Gerrit S. (49) hat zugegeben, dass er im September 2016 eine Frau auf dem Campingplatz Obermenzing vergewaltigt hat und es bei einer zweiten versuchte.
Beim zweiten Versuch wurde der einschlägig vorbestrafte Mann am 30. September erwischt. Eine Sicherheitskraft hatte ihn entdeckt, als er gerade in den Schlafsack einer schlafenden jungen Frau gekrochen war. Der Sex-Täter wurde von dem Sicherheitsmann festgehalten bis die Polizei kam.
Die Polizisten erklären gestern im Prozess übereinstimmend, dass es Gerrit S. damals deutlich peinlich war, dass er erwischt worden ist. Sein Opfer: eine 22-jährige Wiesn-Touristin aus Kalifornien.
Beweisvideo auf dem Handy
Auf dem Handy des Sex-Täters fanden die Beamten ein Video von der Vergewaltigung einer anderen Frau. Sechs Tage zuvor hatte er sich in das Zelt von Melissa S. geschlichen, der Frau den Slip runtergezogen und bei ihr zwei Finger eingeführt.
Nach einem Rechtsgespräch kommen die Prozessbeteiligten am Montag bereits zu einer Einigung. Nicht mehr als drei Jahre und neun Monate Haft, verspricht der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf – wenn Gerrit S. die Taten einräumt. Was der Angeklagte über seinen Anwalt dann auch umgehend tut.
Doch Gerrit S. belässt es nicht bei dem Geständnis, sondern ergreift die Gelegenheit, um sich persönlich zu entschuldigen. „Ich schäme mich“, sagt er. „Es tut mir leid. Und das ist keine Floskel.“ Wer ihn sieht, ist versucht, dem Mann auf der Anklagebank zu glauben.
Therapie in Haft
Auch über seinen persönlichen Werdegang gibt der 49-Jährige bereitwillig Auskunft. Zum Beispiel über seine Behinderung. Der gebürtige Ostfriese ist schwerhörig. Nach einer Mittelohrentzündung habe sich seine genetisch bedingte Hörschwäche schon im Kindesalter verschlimmert.
Trotzdem gelang es ihm, die Ausbildung zum Gartenbau-Ingenieur durchzuziehen. In der Folge sei er bei verschiedenen Baumarkt-Ketten als Marktleiter tätig gewesen. Zuletzt in Martinsried. Doch dann sei er abgestürzt.
Nach einem Jahr war Schluss mit seinem Martinsrieder Job. Seinen Wohnwagen hatte er auf dem Obermenzing Campingplatz, lebte von Hartz IV und verbrachte seine Zeit vor dem Computer, surfte im Internet.
Die Haftzeit will Gerrit S. für eine Therapie nutzen. Und seine Zukunftspläne? Nach der Haft will er zu seinen Geschwistern ziehen, denen er sich jetzt erst offenbart hat. Sie haben ihm ihre Hilfe zugesichert. Ein Bruder sei Psychotherapeuten, eine Schwester Bewährungshelferin. Das würde passen.
- Themen:
- Oktoberfest
- Polizei