Prozess: Valium ohne Rezept online verkauft

MÜNCHEN - Sie handelten illegal mit Artzney im Internet, verkauften Valium, Stilnox und Xanax. Die Kunden wurden abgezockt. 179 Dollar statt zirka zehn Euro für eine Packung Valium. Die achtköpfige Bande machte 14 Millionen Euro Umsatz. Seit gestern stehen sie wegen bandenmäßigen Drogenhandels vor dem Münchner Landgericht.
Luxusautos, Villen in Kapstadt, Schweiz und Lichtenstein. Geldsorgen kannte der Kaufmann Gerd M. (55) nicht. Denn seine „GM Pharma GmbH“ mit Sitz in Grünwald lief gut – bis zu seiner Festnahme am 18. Oktober 2007. Seit gestern steht der ledige Kaufmann und sieben Komplizen, darunter zwei Frauen und ein Arzt, vor dem Landgericht München I. Der Vorwurf: unerlaubte Bandenausfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge.
Sie machten 14 Millionen Euro Umsatz
Das Geschäft lief über das Internet. Ohne behördliche Genehmigung verschickten sie ab 2002 über www.trustedmed.com weltweit Valium, Stilnox und Xanans. Die Gewinnspanne war enorm: Die Bande machte über 14 Millionen Umsatz. Der Kunde musste sich im Internet mit Kreditkarte einloggen und das gewünschte Artzney bestellen. Die Rezepte lieferten Ärzte aus Polen. Ein Arzt aus München machte am Anfang mit, weigerte sich dann aber. Seine Unterschrift wurde von der Mittäterin Sandra K. (41) gefälscht.
Ihnen drohen bis zu 15 Jahre Haft
Die Rezepte wurden dann an fünf eingeweihte Apotheker, darunter einer in der Münchner Innenstadt, per E-Mail verschickt. Gegen die Mitwirkenden Ärzte und Apotheker läuft gesondert ein Verfahren. Die überteuerten Artzney wurden dann an den Kunden geschickt und der Betrag über die Kreditkartennummer abgebucht. Eine Packung Valium kostete 179 Dollar statt wie üblich zehn Euro. Den Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft. Der Prozess dauert an.
Torsten Huber