Prozess um Wundermotor
Michael James B. hat angeblich das Perpetuum mobile erfunden – jetzt steht er wegen Betrugs in München vor Gericht
MÜNCHEN Michael James B., angeklagt wegen Betrugs, gibt sich vor dem Münchner Landgericht siegessicher. Schließlich hat der Südafrikaner etwas entwickelt, was nach den Gesetzen der Thermodynamik gar nicht möglich ist: Ein Perpetuum mobile, eine Maschine, die niemals zum Stillstand kommt, hat sie sich denn einmal in Gang gesetzt. Und die so unerschöpfliche Energie liefert. Dies behauptet er jedenfalls.
Zwar ist das noch kein Straftatbestand. Doch der selbsterklärte Erfinder verkaufte seine Wundermaschine über das Internet gegen Vorkasse. Preis: 40000 bis 60000 Euro. Mindestens 40 Firmen bestellten und zahlten im Voraus. Leider hat bis heute niemand seine Wundermaschine erhalten. Schaden: mindestens eine Million Euro.
Eine Villa in Zürich, Porsche, Jaguar, Maserati vor der Haustür, hübsche Frauen als Begleitung: Das Leben des Michael James B. hat sich sehr gewandelt, seitdem er in Haft sitzt. Und die könnte noch lange dauern. Denn der Angeklagte lehnte ein verlockendes Angebot des Landgerichts ab. Sollte er nämlich seine Schuld eingestehen, werde die Strafobergrenze auf vier Jahre und neun Monate festgelegt und das Strafverfahren eingestellt, so der Richter. Doch davon wollte der charismatische 61-Jährige nichts wissen. „Die Wahrheit soll ans Licht kommen“, entgegnetete er dem recht verblüfften Richter. „Denn ich bin völlig unschuldig“.
Seine Verteidigung äußerte sich zurückhaltender. „Das Angebot des Richters hätte er vielleicht besser annehmen sollen. Denn jetzt drohen dem 61-Jährigen bis zu zehn Jahre Gefängnis“, sagte sein Rechtsanwalt Michael Lengler.
Doch Michael James B. bestreitet den Betrug. Es sei zu Produktionsengpässen wegen der globalen wirtschaftlichen Lage gekommen, sagt er. Der erste Zeuge im gestrigen Prozess belastete den Tüftler dagegen schwer. Der Münchner Kriminalbeamte, der die Ermittlungen seit dem Jahr 2007 leitet, erklärte, er habe nirgendwo auch nur den Ansatz einer Produktionsstätte für die Wundermaschine ausfindig machen können. Der Prozess dauert an. Mit einem Urteil ist Anfang November zu rechnen.
Natalie Dertinger
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