Prozess um Starnberger Dreifachmord: Angeklagter berichtet von Amok-Plänen

München - Im Prozess um den mutmaßlichen Dreifachmord von Starnberg hat der Hauptangeklagte von angeblichen Amoklauf-Plänen des Opfers berichtet.
Seinem Kumpel sei es darum gegangen, "viele Menschen zu töten", sagte der 22-Jährige am Donnerstag vor dem Landgericht München II. Die Pläne seien immer konkreter geworden: "Irgendwann habe ich gemerkt, dass es sein Ernst ist."
Hauptangeklagter gesteht Dreifachmord in Starnberg
Der 22-Jährige hatte sich in einer überraschenden Wende am Montag, nach Monaten des Schweigens, erstmals zu den Vorwürfen geäußert und gestanden, seinen Freund und dessen Eltern in deren Villa in Starnberg erschossen zu haben. Er habe damit ein von seinem Freund geplantes Massaker am Bahnhof München-Pasing verhindern wollen.
Am Donnerstag sagte er auf Nachfrage des Gerichts, sein Kumpel habe ihm eine Waffe an den Kopf gehalten und ihm gedroht, ihn und seine Familie zu erschießen, sollte er die Pläne für den Amoklauf verraten.

Prozess in München: Streit um Corona-Auflagen
Zunächst hatte sich der Prozess am Donnerstag wegen eines heftigen Streits um Corona-Auflagen verzögert. Die Verteidiger eines der beiden Angeklagten stellten einen Eilantrag an das Verwaltungsgericht München mit dem Ziel, dass weitere Personen in den Zuschauerraum des Verhandlungssaals gelassen werden – darunter Mitarbeiter der Kanzlei und Pressevertreter.
Wegen des Schutzes vor Corona-Infektionen sind seit rund zwei Jahren die Zuschauer- und Presseplätze in Gerichtssälen stark eingeschränkt, obwohl dort Maskenpflicht und die 3G-Regelung herrschen.
Dreifachmord in Starnberg: Ungereimtheiten machten Ermittler stutzig
Die Staatsanwaltschaft München II wirft ihm und dem mutmaßlichen Komplizen, dessen Anwälte nun das Verwaltungsgericht eingeschaltet haben, Mord, besonders schweren Raub und Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor.
Eine Polizeistreife hatte die Leichen der Eltern und des Sohnes am 12. Januar 2020 entdeckt, nachdem die Tochter sich Sorgen gemacht und Alarm geschlagen hatte. Die Eltern lagen im Schlafanzug im ersten Stock des Einfamilienhauses, die Leiche des Sohnes wurde in dessen Zimmer entdeckt. Eine von zwei Pistolen lag neben ihm. Zunächst vermutete die Polizei deshalb, dass er erst seine Eltern und dann sich selbst erschossen habe. Allerdings fehlte ein Abschiedsbrief – eine der Ungereimtheiten, die die Ermittler stutzig machten.
Kreuzverhör geplant: Bereits 1.550 Fragen vorbereitet
Die weiteren Ermittlungen führten dann zu dem Hauptangeklagten. Die Verteidiger des mitangeklagten, mutmaßlichen Komplizen kündigten an, den 22-Jährigen ebenfalls ins Kreuzverhör nehmen zu wollen. 1550 Fragen an ihn hätten sie bereits vorbereitet, sagte Rechtsanwalt Alexander Stevens.