Prozess um Schönheits-OP: Pianistin verklagt Professor

Ein Schönheits-Chirurg, Münchner Schickeria und Bratwurst – ein Prozessbericht.
von  Jasmin Menrad
Der Streit um die 36.000 Euro-Rechnung landet vor Gericht.
Der Streit um die 36.000 Euro-Rechnung landet vor Gericht. © dpa

München - Bratwurstessen, Barbar der Elefant und eine befreundete Baronin. Die Kronzeugin in dem skurrilen Verfahren am Montag vor dem Landgericht und die Klägerin hatten so viel gemeinsam. "Aus einer beginnenden Freundschaft ist ein Ekel für mich geworden", sagt die Kronzeugin (74).

Die Pianistin will von ihrem Chirurgen 36.000 Euro

Worum es geht? Eine Pianistin will von ihrem Schönheitschirugen, der hier schlicht "Professor" heißen soll, 36.000 Euro. Die Pianistin sagt, das sei eine Vorauszahlung für eine geplante Schönheits-Operation gewesen.

Der Professor behauptet, dass die Pianistin ihm Schadensersatz für eine angebliche falsche Versicherung an Eides statt ihres Stiefsohns schulde, weil der Professor wegen der Falschaussage des Stiefsohns seinen Beruf als Schönheits-Doc nicht ausüben konnte. Die Kronzeugin, eine Freundin des Professors, die er auch mehrmals operiert hat, war bis zum vergangenen Jahr eine Freundin der Pianistin.

Bis sie der Ekel packte. Gemeinsam wurden bis dahin Konzerte geprobt, Bratwurst gegessen ("die Pianistin wollte das einmal probieren", so die Kronzeugin) und sogar Weihnachten gefeiert – mit Gänsestopfleber und Champagner. Bis – nun, bis was eigentlich? Denn an den Punkt, wo sie der Ekel vor der Pianistin packte, will sich die Kronzeugin trotz Unterstützung des Professors nicht erinnern können.

Die Pianistin hat einen Doppelnamen durch ihre Heirat und tritt nicht mit dem Namen ihres Mannes auf. Irgendwann aber hat der Professor, der regelmäßig bei der Kronzeugin ist, um ihre sehr gute Kartoffelsuppe zu essen, kapiert, dass die neue Freundin der Kronzeugin die Stiefmutter des Mannes ist, der ihn ruinieren wollte. Laut Aussagen des Professors ruinieren wollte, weil er die Praxisräume des Professors wollte.

Gesagt aber hat der Professor nichts zu seiner Kronzeugin. Bis, ja, bis wann eigentlich? Da sind sich Kronzeuge und Professor nicht einig, ob’s war, bevor die Kronzeugin erfuhr, dass die Pianistin was mit der "ominösen Geschichte" zu tun oder ob’s danach war, als die Kronzeugin erfuhr, dass die Pianistin was mit der "ominösen Geschichte" zu tun hat.

Ominös wird es auch, als die Kronzeugin erklärt, sie habe dem Professor die Rechnung ihrer Schönheits-Operation überlassen, die der Prof der Pianistin gegeben hat, damit die den Schadensersatz zahlt. Auf die Frage des Vorsitzendes Richters Peter Lemmers, ob sie sich nicht gewundert habe, dass der Professor die Rechnung möchte, erklärt sie: "Alle meine Freundinnen haben sich von ihm operieren lassen. Namen nenne ich nicht, das wäre ganz Deutschland. Ihnen habe ich die Rechnung am Telefon gegeben."

In solchen Kreisen begegnet man sich immer wieder

Nun hat die Kronzeugin eine Freundin weniger. Nicht nur, weil die ihren Familienfreund den Professor verklagt, sondern auch, weil die Pianistin sie mit SMS terrorisiert hat. "Süße Amica" hat sie die Kronzeugin genannt, die erklärt, sie sei nicht lesbisch.

Für die nächste Spielzeit hat die Kronzeugin in der Oper einen anderen Platz, weil sie neben der Pianistin sitzt. In solchen Kreisen, man ahnt es, läuft man sich wieder über den Weg. Bei Vernissage, Konzert, Bratwurstessen oder im Juli, wenn der Prozess fortgesetzt wird.

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