Prozess um gescheiterten Anschlag in Münchner Fußgängerzone: Jetzt spricht der Angeklagte vor Gericht
München - Mit Messer und Hammer bewaffnet wollte er ein Auto rauben und in der Fußgängerzone zwischen Stachus und Marienplatz möglichst viele Christen überfahren. So die Antragsschrift der Generalstaatsanwaltschaft. Doch der Plan des 36-jährigen Afghanen Ali K. scheiterte.
Bei drei Autos hatte er es versucht. Er soll außerdem mit dem Hammer auf die Autos eingeschlagen und dabei "Allahu Akbar" (Allah ist groß) geschrien haben. Jedes Mal stoppte die Zentralverriegelung den verhinderten Autoräuber.
Islamistische Motive: Autofahrer mit Messer bedroht
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen versuchten räuberischen Angriff auf Kraftfahrer vor, aber keinen Terrorakt, hält ihn wegen einer psychischen Erkrankung zudem für schuldunfähig, vermutet aber islamistische Motive. Doch Ali K. lässt am Freitag vor Gericht seine Verteidigerin erklären, dass er geglaubt habe, die italienische Mafia hätte seine Familie getötet. Deshalb habe er sich damals spontan entschlossen, Christen umzubringen.
So haben die Ermittler den Fall rekonstruiert: Tatzeit war der Abend des 10. Mai 2020, Tatort die Kreuzung Zschokke- und Lautensackstraße. Beim Überqueren der Straße löste sich Ali K. aus der Menge der Passanten. Sein Ziel: das Auto eines Ingenieurs, der mit seiner Frau unterwegs war.
Mit einem 30 Zentimeter langen Messer in der Hand ging er auf den Wagen zu. Der Fahrer reagierte schnell und verriegelte das Auto. "Ich habe begriffen, was geschieht", erinnert sich der Ingenieur im Zeugenstand. Immer wieder habe K. an Tür und Scheibe gehauen. Nach 20 Sekunden, sagt der Ingenieur, sei er weggefahren, um sich und seine Frau in Sicherheit zu bringen.
Täter zeigt Reue, entschuldigt sich bei den Opfern
Das nächste Ziel war ein junger Mann aus Bad Reichenhall. Auch er schloss sein Auto von innen ab, als er bemerkte, dass K. auf ihn zuging. Als der 36-Jährige keine Chance sah, an das Auto zu kommen, wandte er sich ab. Der Oberbayer folgte ihm zunächst mit seinem Auto in die Lautensackstraße. Hier schaltete er seine Warnblinker an. Zivilpolizisten, die zufällig auch vor Ort waren, wurden so auf ihn aufmerksam.
Ali K. startete dann noch einen dritten und letzten Versuch, an ein Auto zu kommen. In der Zschokkestraße ging er auf das Auto von Dorothea T. (50) zu. Auf dem Beifahrersitz saß ihre Mutter Georgina K. (72). Der verhinderte Autoräuber haute gegen die Scheibe. Die Fahrerin sah das Messer, fuhr in Richtung Westendstraße los und rief die Polizei.
Ali K. zeigt im Prozess Reue. Jedem Opfer sagt er dasselbe: "Entschuldigung. Es tut mir leid." Ansonsten führt seine Verteidigerin Ruth Beer das Wort für ihn.
Ihre Verteidigererklärung stimmt mit der Antragsschrift fast in Gänze überein. Allerdings soll er keinen Hammer in der Hand gehabt haben. Ihr Mandant habe schizophrene Wahnvorstellungen gehabt, fühlte sich von der Mafia verfolgt, erklärt Ruth Beer.
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