Prozess um gescheiterten Anschlag in Münchner Fußgängerzone: Jetzt spricht der Angeklagte vor Gericht

Sein Plan war es, mit dem gestohlenen Auto möglichst viele Menschen zu überfahren. Doch den Fahrern gelingt es, ihre Wagen zu verriegeln.
Andre Spannl und John Schneider |
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Die Rechtsanwältin sitzt zu Prozessbeginn in einem Gerichtssaal vom Landgericht München I hinter ihrem Mandanten. Er ist wegen eines versuchten Anschlags in der Münchner Innenstadt angeklagt.
Die Rechtsanwältin sitzt zu Prozessbeginn in einem Gerichtssaal vom Landgericht München I hinter ihrem Mandanten. Er ist wegen eines versuchten Anschlags in der Münchner Innenstadt angeklagt. © dpa/Matthias Balk

München - Mit Messer und Hammer bewaffnet wollte er ein Auto rauben und in der Fußgängerzone zwischen Stachus und Marienplatz möglichst viele Christen überfahren. So die Antragsschrift der Generalstaatsanwaltschaft. Doch der Plan des 36-jährigen Afghanen Ali K. scheiterte.

Bei drei Autos hatte er es versucht. Er soll außerdem mit dem Hammer auf die Autos eingeschlagen und dabei "Allahu Akbar" (Allah ist groß) geschrien haben. Jedes Mal stoppte die Zentralverriegelung den verhinderten Autoräuber.

Islamistische Motive: Autofahrer mit Messer bedroht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen versuchten räuberischen Angriff auf Kraftfahrer vor, aber keinen Terrorakt, hält ihn wegen einer psychischen Erkrankung zudem für schuldunfähig, vermutet aber islamistische Motive. Doch Ali K. lässt am Freitag vor Gericht seine Verteidigerin erklären, dass er geglaubt habe, die italienische Mafia hätte seine Familie getötet. Deshalb habe er sich damals spontan entschlossen, Christen umzubringen.

So haben die Ermittler den Fall rekonstruiert: Tatzeit war der Abend des 10. Mai 2020, Tatort die Kreuzung Zschokke- und Lautensackstraße. Beim Überqueren der Straße löste sich Ali K. aus der Menge der Passanten. Sein Ziel: das Auto eines Ingenieurs, der mit seiner Frau unterwegs war.

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Mit einem 30 Zentimeter langen Messer in der Hand ging er auf den Wagen zu. Der Fahrer reagierte schnell und verriegelte das Auto. "Ich habe begriffen, was geschieht", erinnert sich der Ingenieur im Zeugenstand. Immer wieder habe K. an Tür und Scheibe gehauen. Nach 20 Sekunden, sagt der Ingenieur, sei er weggefahren, um sich und seine Frau in Sicherheit zu bringen.

Täter zeigt Reue, entschuldigt sich bei den Opfern

Das nächste Ziel war ein junger Mann aus Bad Reichenhall. Auch er schloss sein Auto von innen ab, als er bemerkte, dass K. auf ihn zuging. Als der 36-Jährige keine Chance sah, an das Auto zu kommen, wandte er sich ab. Der Oberbayer folgte ihm zunächst mit seinem Auto in die Lautensackstraße. Hier schaltete er seine Warnblinker an. Zivilpolizisten, die zufällig auch vor Ort waren, wurden so auf ihn aufmerksam.

Ali K. startete dann noch einen dritten und letzten Versuch, an ein Auto zu kommen. In der Zschokkestraße ging er auf das Auto von Dorothea T. (50) zu. Auf dem Beifahrersitz saß ihre Mutter Georgina K. (72). Der verhinderte Autoräuber haute gegen die Scheibe. Die Fahrerin sah das Messer, fuhr in Richtung Westendstraße los und rief die Polizei.

Ali K. zeigt im Prozess Reue. Jedem Opfer sagt er dasselbe: "Entschuldigung. Es tut mir leid." Ansonsten führt seine Verteidigerin Ruth Beer das Wort für ihn.

Ihre Verteidigererklärung stimmt mit der Antragsschrift fast in Gänze überein. Allerdings soll er keinen Hammer in der Hand gehabt haben. Ihr Mandant habe schizophrene Wahnvorstellungen gehabt, fühlte sich von der Mafia verfolgt, erklärt Ruth Beer.

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  • Bahnwärter Thiel am 09.07.2021 14:27 Uhr / Bewertung:

    Schranke auf für klare Sicht: Solange die politische Linke inkl Angela Merkel bei jedem Verbrechen, das auf rassistisch motiviertem Faschismus beruht, lautstark aufschreit, aber bei jedem Verbrechen, das auf religiös, insb islamistisch motiviertem Faschismus beruht, versucht, zu relativieren, solange sind diese "Relativierer" unglaubwürdig. Für mich nicht nachvollziehbar, warum man keinen gemeinsamen Konsens erreicht, wonach jedes Verbrechen, egal ob rechtsradikal, linksradikal oder islamistisch motiviert, gleichermaßen lautstark verurteilt wird.

  • Ach so am 09.07.2021 15:45 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bahnwärter Thiel

    Da werden Sie wohl lange warten müssen. In Han.u ist sie sogar zum 1. Jahrestag noch erschienen. Der Täterdort, seit frühesterJugnd als schizophren bekannt, wurde als rächter und mit ihr gleich eine unbeliebte Par tei abgeurteilt. Sondersendungen folgt . In Muc wurde ein gebürt. Junger Iraker (OEZ) ebenfalls gegen vorherige Gutta hten zumrächten Tä ter abgestempelt (beides Mal bekommen Hinterbliebene entspr. Zahlungen) . Aber in Würzburg reichen selbst eindeutige Ausrufe nicht aus und bei vieln ähnl. Taten weiss man schon kurz naxh der Tat, dass der Tä ter wohl psych. Probleme hat, nur bei and. Konstellation, egal, wie verrückt er sich aufführte, wird er in eben diese rä hte Ecke gestellt ohne vermuteten Krankheitsbonus. Wieso wird der Bevölkerung durch diese Art der Darstellung/Politikerreaktionimmer wieder vor Augen geführt, dass das Leben der länger hier lebenden scheinbar so viel weniger wert als das der A.M.Gäste ist.
    Damit schafft man bei den Einheim. sicher keinen Gemeinsinn

  • Dr. Schönfärber am 09.07.2021 12:16 Uhr / Bewertung:

    Sicherlich Schuldunfähig - was denn sonst.

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