Prozess um falsche Plagiatsvorwürfe vor dem Ende

Er soll ein wissenschaftliches Buch gefälscht haben, um einen Rechtsmediziner als Plagiator zu diskreditieren. Nun geht der Prozess gegen den 70-Jährigen zu Ende.
dpa |
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Der Angeklagte soll aus Rache großen Aufwand betrieben haben. (Archivbild)
Der Angeklagte soll aus Rache großen Aufwand betrieben haben. (Archivbild) © Matthias Balk/dpa

München - Vor dem Münchner Amtsgericht neigt sich eine Verhandlung um einen besonders skurrilen Verleumdungsfall dem Ende entgegen. Im Prozess um kriminell eingefädelte Plagiatsvorwürfe könnte an diesem Donnerstag das Urteil fallen. 

Der 70-jährige Angeklagte soll die höchst aufwendige Fälschung eines kompletten wissenschaftlichen Buches beauftragt haben. Die danach erhobenen Plagiatsvorwürfe sollten den Leiter des rechtsmedizinischen Instituts der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, Matthias Graw, treffen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Urkundenfälschung und Verleumdung vor.

Wissenschaftlichen Sammelband gefälscht

Laut Staatsanwaltschaft hatte der Angeklagte von Ghostwritern einen vermeintlich wissenschaftlichen Sammelband aus dem Jahr 1982 zu einem rumänischen Medizinerkongress verfassen lassen. Darin seien gezielt Passagen aus der Doktorarbeit des Rechtsmediziners eingebaut worden. So habe der Eindruck entstehen sollen, Graw habe für seine Dissertation abgeschrieben. 

Eigens gedruckte Exemplare des Bandes ließ der Angeklagte - selbst Träger zweier Doktortitel - den Ermittlungen zufolge dann auf einer Auktionsplattform im Internet versteigern. Zudem soll er Plagiatsjäger beauftragt haben, die er explizit auf das Buch hinwies. Diese gingen am Ende mit ihren Ergebnissen eines vermeintlichen Plagiatsskandals an die Öffentlichkeit und informierten die Universität Hamburg, die ein Prüfverfahren einleitete.

Motiv Rache? 

Als Motiv des Angeklagten vermutet die Staatsanwaltschaft Rache. Er habe sich am Rechtsmedizinischen Institut dafür rächen wollen, dass seine Mutter nach ihrem Tod im Jahr 2020 gegen seinen Willen obduziert worden war. Die Staatsanwaltschaft hatte damals Ermittlungen aufgenommen, um zu klären, woran die Frau gestorben war. Diese Ermittlungen wurden nach Angaben einer Sprecherin der Behörde allerdings schon 2021 eingestellt.

Sollten keine weiteren Anträge gestellt und die Beweisaufnahme in dem Fall am Donnerstag abgeschlossen werden, folgen dann die Plädoyers und möglicherweise auch das Urteil. Nach Angaben eines Sprechers des Amtsgerichts München ist kein weiterer Verhandlungstag angesetzt.

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  • Schorsch77 am 06.02.2025 12:50 Uhr / Bewertung:

    Als Drehbuch für einen Spielfilm würde man das als zu abgefahren abtun.

    Und doch ist es real. Komplett gaga.

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