Prozess um Anlagebetrug mit mehr als 167 Millionen Euro

Die Verlesung der Anklage dauert Stunden. Der Angeklagte (48) gibt sich ganz locker.
John Schneider
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Der Angeklagte, ein ehemaliger Investmentmanager, sitzt vor Prozessbeginn an seinem Platz.
Der Angeklagte, ein ehemaliger Investmentmanager, sitzt vor Prozessbeginn an seinem Platz. © Sven Hoppe/dpa

München - Hat der ehemalige Investment-Manager Malte H. (48) Tausende von Anlegern um ihr Geld gebracht und dabei mit einem Komplizen einen Schaden von über 167 Millionen Euro angerichtet? Diese Frage soll ein Mammutprozess klären, der am Mittwoch im Strafjustizzentrum begonnen hat.

Als der 48-Jährige mit langem grauem Vollbart und "vegan"-Shirt aus der U-Haft in den Gerichtssaal geführt wird, gibt er sich betont locker, grüßt mit Daumen hoch in den Zuschauerraum, posiert für die Fotografen und fragt noch nach, ob das Foto so passt. Es passt.

Es dauert Stunden, bis alle Anklagepunkte aufgezählt sind

Dann schlägt die Stunde der Staatsanwaltschaft. Besser gesagt die Stunden. Denn es dauert den ganzen Vormittag, alle Anklagepunkte aufzuzählen.

Mehr als 167 Millionen Euro soll der Angeklagte von Anlegern eingesammelt und zweckentfremdet haben. Statt einer haben die Ermittler gleich sechs Anklageschriften verfasst. Insgesamt kommen da über 300 Seiten zusammen.

Es geht um eine Millionensumme

Der wesentliche Inhalt: Laut Staatsanwaltschaft soll Malte H. zusammen mit Partnern in den Jahren 2009 bis 2014 von Tausenden Anlegern Geld für Fonds eingesammelt haben.

Die genaue Zahl der betrogenen Anleger ist nicht bekannt. Zählt man die Opfer der sechs Anklagen zusammen, kommt man auf etwa 6.000. In Einzelfällen wechselten über 200.000 Euro den Besitzer. Viele Anleger waren den Versprechungen von Renditen bis zu 17,5 Prozent pro Jahr bei Projekten wie einer Betonfabrik in Abu Dhabi, Infrastrukturprojekten in Indien oder Immobilien in der Karibik auf den Leim gegangen.

Ein Schneeballsystem aufgebaut?

Der Anklage zufolge wurde das Geld aber nicht wie vereinbart eingesetzt, sondern zweckentfremdet. Teilweise kam es zwar zu Ausschüttungen an die Anleger, die aber aus eingesammelten Summen erfolgt sein sollen. Das typische Schneeballsystem also.

Doch jedes Schneeballsystem endet irgendwann. So auch im Fall des Angeklagten. Die fälligen Ausschüttungen konnten nicht mehr geleistet werden. Malte H. erstattete laut Anklage Strafanzeige gegen seinen Partner.

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Und änderte radikal seinen Lebensentwurf. Den Beruf des Investmentmanagers hängte er an den Nagel, machte als Extremsportler von sich reden und begann Bücher unter anderem über "Powerfood" zu schreiben. Das Gericht hat Verhandlungen bis in den Oktober terminiert.  

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