Prozess: Trickbetrüger droht Sicherungsverwahrung
MÜNCHEN - Münchens gemeinster Trickdieb steht wieder vor Gericht: der gelernte Bäcker Klaus H. Mit Lügen verschaffte er sich Zutritt in die Wohnungen alter Menschen. Ältestes Opfer: 94 Jahre. Über elf Jahre saß er bereits wegen Trickbetruges hinter Gittern. Jetzt droht im die Sicherungsverwahrung. Das würde bedeuten, dass er nie wieder aus dem Knast kommt.
Gemütlicher Bierbauch, Schnauzer, treuer Blick – so sieht Münchens gemeinster Trickbetrüger aus. Der gelernte Bäcker Klaus H. (52) legt seit 22 Jahren (mit Haftunterbrechung) alte Menschen rein und bestiehlt sie. Elf Jahre und vier Monate saß er bereits im Gefängnis. Jetzt sitzt er wieder vor dem Landgericht München I auf der Anklagebank. Vorwurf: elf Fälle des Diebstahls. Beute: 12240 Euro. Dem hartnäckigen Gesetzesbrecher droht in diesem Verfahren die Sicherungsverwahrung. „Ich weise daraufhin, dass der Paragraph 66 in Betracht kommt“, sagte der Vorsitzende Richter Michael Höhne zu Prozessbeginn. Das heißt: Nach Ablauf der Strafe bleibt Klaus H. (Anwalt Kai Wagler) hinter Gittern - bis zu lebenslang. Bedingung: Zwei Gutachter müssen alljährlich die anhaltende Gefährlichkeit bestätigen. Dabei warnte ihn 1997 bei seiner letzten Verurteilung ein anderes Gericht: „Sie bewegen sich zielstrebig auf die Sicherungsverwahrung zu.“
"Ich muss die Fenster prüfen!"
Seit 1987 legt der geschiedene Bäcker (zwei Kinder) alte Menschen rein. Die Kriterien der Opfer: alt, allein stehend, kaum soziale Kontakte. Ältestes Opfer: 94 Jahre. Seine Maschen: Er klingelt: „Ich muss die Fenster prüfen“ oder „Können Sie mir eine Zange ausleihen?“ Kaum in der Wohnung, bittet er um ein Glas Wasser. In diesem Moment sucht er blitzschnell nach Bargeld und Schmuck. Die Helfer-Masche setzt er gelegentlich ein. Wie am 11. Juli 2008, gegen 16 Uhr, am Rotkreuzplatz: Er eilte zu Hilfe, als er Renate B. (78) stürzen sah. Er verwickelte sie in ein nettes Gespräch. Reden kann. Das hatte er in seinen vielen Jobs als Drücker und Warenterminverkäufer gelernt. Sie lud ihn zu sich auf eine Tasse Kaffee ein. Während in der Küche war, stahl er ihr 1000 Euro aus einem Briefumschlag. „Es tut mir leid. Ich möchte ein ehrlicher Mensch werden“, so Klaus H. Der Prozess wurde ausgesetzt, weil ein Gutachter ihn zunächst auf seinen Geisteszustand überprüfen muss.
th