Prozess: Schizophrener Mann flippt mehrmals aus
München - Josip K. (54, Name geändert) wirkt recht unbeschwert, als er von einem Justizbeamten in den Verhandlungssaal geführt wird. Er lächelt, begrüßt nicht nur seine Anwälte, sondern auch den Staatsanwalt und den Gutachter. Im Herbst vergangenen Jahres war Josip K. noch ganz anders drauf: Da hatte er sich durch Züge und den Hauptbahnhof geprügelt.
Er kann sich an nichts mehr erinnern
Das Landgericht will nun darüber entscheiden, ob der Mann in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden kann. Auf vier Tatkomplexe stützt die Staatsanwaltschaft das Vorhaben: Am 3. September 2015 soll Josip K. kurz vor der Haltestelle Haar auf dem S-Bahngleis entlanggegangen sein, auch eine heranfahrende S-Bahn irritierte ihn zunächst nicht. Der S-Bahnfahrer leitete eine Notbremsung ein, kurz vor dem Zusammenstoß sprang K. doch noch vom Gleis.
Am 6. Oktober fuhr er mit einem Zug von Starnberg nach Pasing. Zeugen berichten, dass er zunächst wortlos einer älteren Frau gefolgt sei, die sich mehrfach umsetzte, um ihn abzuschütteln. Als das nicht half, rief die ältere Frau eine Zugbegleiterin, die K. zu einem anderen Platz brachte. Unvermittelt soll K. einen weiteren Fahrgast mit einer Bierflasche geschlagen haben. Der Mann musste genäht werden, so sehr blutete die Platzwunde.
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K. wurde zunächst festgenommen, kam dann aber wieder frei. Am 26. Oktober schlug er am Münchner Hauptbahnhof unvermittelt einem Mann ins Gesicht. Wenig später schlug er einen weiteren Mann, bis der zu Boden ging.
Josip K. sagt bei der Verhandlung am Dienstag, dass er sich an all das nicht erinnern könne. Eigentlich wohne er ja in Dänemark. Vergangenen Herbst wollte er nach Kroatien, um sich dort die Zähne machen zu lassen. Dass er deswegen, wie Zeugen aussagen, mit einem Zahnbürsterl in der Gesäßtasche unterwegs war, bleibt an diesem Tag ungeklärt.
Auf seiner Reise sei ihm leider sein Gepäck geklaut worden, am Hauptbahnhof in München. Deshalb habe er keine Papiere und vor allem seine Medikamente nicht gehabt.
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K., der an einer paranoiden Schizophrenie leidet, verlor daraufhin seinen inneren Kompass. Wohnte auf der Straße und tickte wohl auch einige Male aus. Nur daran erinnern, sagt der sich freundlich gebende Mann, könne er sich eben nicht mehr.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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