Prozess: Muttermörder bahrt Leiche auf
München - „Aufgebahrt“, dieses Wort kam dem Vorsitzenden Richter Norbert Riedmann unwillkürlich in den Sinn, als er die Fotos vom Tatort sah. Rudolf K. (59) hatte seine Mutter in der Badewanne ertränkt. Die Leiche zog er aus der Wanne, legte sie auf einen Teppich und bedeckte sie mit Handtüchern. Dabei hat er offenbar darauf geachtet, dass der Körper akkurat symetrisch zum Muster des Teppichs und der Tapete ausgerichtet wurde.
Der arbeitslose Sohn der leicht dementen Kartolina B. (85) gab am Montag zu, seine Mutter in der Badewanne unter Wasser gedrückt zu haben. Laut Anklage habe er mit einer Hand nachgeholfen und die Atemwege der alten Frau zugehalten. Dazu habe er mit der Faust zugeschlagen.
Auslöser für die Gewalttat Ende Oktober 2013 war ein zunächst harmloser Streit: Die 85-jährige Frau wollte sich nicht die Haare waschen lassen. Es sei ihm „nur darum gegangen, endlich seine Ruhe zu haben“, glaubt die Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem 59-jährigen Angeklagten Mord vor.
„Ich war von mir selber entsetzt“, erklärte Rudolf K. auf der Anklagebank. Zu seinem Motiv sagte er unter anderem, dass sie ihn mal wieder aufgezogen und als Taugenichts bezeichnet habe. Dabei habe er sich doch so sehr um sie bemüht.
Der einzige Sohn der Witwe war praktisch ihr Pfleger, als sie zunehmend gebrechlich wurde. Beim regelmäßigen Baden in ihrem Reihenhaus kam es nach seiner Darstellung immer wieder zum Streit um die ihr lästige Haarwäsche.
Seine Mutter hätte ihn zwar geliebt, aber auch immer wieder gesagt, wenn sie mal mit ihm unzufrieden war, dass sie ihn besser in der Badewanne ertränkt hätte. Er habe nach der Tat versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Das wäre misslungen. Um seine Frau nicht zu erschrecken habe er danach das Blut wieder weggewischt.
Seinen eigenen Gesundheitszustand schilderte der Angeklagte als schlecht. Nach einer Schilddrüsenoperation Anfang 2013 habe er heftig auf die Narkose reagiert und Krämpfe bekommen. Als er aus dem Krankenhaus geflohen und per Rettungshubschrauber zurückgebracht worden sei, „hätte es der Arzt am liebsten gesehen, wenn ich in die Nervenheilanstalt gekommen wäre“.
Offenbar aus Angst vor der Psychiatrie verschwieg er dann bei der Begutachtzung dem psychiatrischen Sachverständigen des Gerichts, einige gespenstische Details aus seinem Leben. Rudolf K. erklärte gestern erstmals, dass er zu Verstorbenen Kontakt hatte. Er habe die Stimme seines sterbenden Stiefvaters gehört. „Jetzt bringen sie mich um“, habe ihm dieser gesagt. Auch seine tote Tante habe mit ihm kommuniziert. Es gehe ihnen gut, hätten ihm beide aus dem Reich der Toten übermittelt.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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