Prozess: Kokain in Wanduhr geschmuggelt
MÜNCHEN - Arzt-Sohn Bastian W. (37) muss sich seit gestern wegen Drogenhandels vor dem Münchner Landgericht verantworten. Er wollte Kokain, eingelassen ins Holz einer Wanduhr, von Venezuela nach München schmuggeln.
Dicke Autos fahren, um die Welt jetten und sechs Millionen Euro Schulden – der Arzt-Sohn Bastian W. (37) lebt gern auf der Überholspur. Seit Sommer 2008 hat ihn die Justiz vorläufig ausgebremst. Er sitzt in U-Haft und muss sich seit gestern wegen des Verstoßes gegen das Drogengesetz vor dem Landgericht München II verantworten. Der Trick war bisher in Bayern einmalig, flog aber dennoch auf: 4,73 Kilo Kokain ließ der Angeklagte in den Hinterbau einer alten Wanduhr ins Holz einarbeiten. Die Uhr wurde am 10. Juni 2008 von Venezuela per DHL-Express-Sendung zu seiner ahnungslosen Mutter, eine Oberstudienrätin, nach Seeshaupt geschickt.
Der Mama schickte die Polizei eine Wanduhr mit Peilsender
Das Kokain kann man in einer speziellen Siebwanne mit zirka fünf Liter Alokohl aus dem Holz auswaschen und rückgewinnen. „Man muss es so lange waschen, bis nur noch das Kokain übrig ist. Dafür braucht man kein Labo", so Klaus Stein (48), ein promovierter Chemiker beim Landeskriminalamt (LKA). So weit kam es nicht: Die Drogenhunde am Münchner Flughafen spürten das Koks auf. Der Mama schickte die Polizei eine Wanduhr mit Peilsender, stürmten das Haus der ahnungslosen Dame. Schnell war klar, wer dahinter steckt. Viele Freude hatten die Eltern, der Vater ist Chefarzt in einer Klinik, nicht mit ihrem Sohn. Gleich nach dem Abi (2,5) schrieb er sich für Volkswirtschaft an der Uni ein. Da war er nur kurz, dachte: „Das kann ich besser.“ Folge: Krumme Geschäfte mit Ferraris, Aktien und Drogen. Elf Vorstrafen hat er bereits. Der Prozess dauert an.
th