Prozess in München: Vater getötet und Leiche geschändet - Mann räumt Vorwürfe vor Gericht ein

München - Der Wahn von damals scheint heute weit weg zu sein. Ruhig und gefasst beantwortet Can T. (39) die Fragen des Vorsitzenden Richters Thomas Bott, schildert im Detail, warum und wie er seinen 75-jährigen Vater im Streit erstickt hat. Der Tatvorwurf laut Antragsschrift: Totschlag und Störung der Totenruhe. Denn der 39-Jährige soll die Leiche seines Vaters direkt nach der Tat geschändet haben.
München: Staatsanwaltschaft geht von Schuldunfähigkeit aus
Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ist der 39-Jährige aus Markt Schwaben wegen einer paranoiden Schizophrenie schuldunfähig. Der Mann, der bereits vorläufig in der Psychiatrie sitzt, soll dort dauerhaft bleiben. Das wird die Staatsanwältin im Laufe des Prozesses beantragen. Der Speditionskaufmann hatte im Juni 2021 bei seinen Eltern übernachtet. Dass etwas mit Can T. an diesem Tag nicht stimmte, deutete sich bereits zuvor an. Der 39-Jährige fühlte sich und seine Familie von Mafia-Verschwörungen bedroht.
Auf dem Gelände einer Firma in Markt Schwaben sah er die Mafia am Werk, geriet mit zwei Männern aneinander, weil er laut Antragsschrift mit einem Stock an der Zulassungsplakette eines Autos herumgekratzt hatte. Im Streit soll er dann einen der Männer mit dem Stock geschlagen haben. Dem fehlte danach ein Stück Zahn.
Can T. floh zu seinen Eltern zurück. Doch auch hier gab es Streit, berichtet der Beschuldigte beim Prozessauftakt. Da er sehr aggressiv auftrat, verlangten seine Eltern, dass er doch seine Tabletten nehmen solle. Can T. ging dann schlafen. Doch der Streit mit den Eltern wurde um 2 Uhr in der Früh fortgesetzt. Und dann eskalierte die Situation, es kam zu einem "Gerangel", erinnert sich der 39-Jährige. Der Vater soll dabei möglicherweise seinen Sohn mit einem Obstmesser verletzt haben. Der dachte in diesem Moment, sein Vater sei das Böse schlechthin und dass der Teufel von diesem Besitz ergriffen habe.
Urteil Anfang April erwartet
Laut Antragsschrift schlug Can T. zu und brachte seinen Vater bäuchlings zu Boden, legte sich dann mit seinem ganzen Körpergewicht auf sein Opfer und drückte mit zwei Fingern am Hals zu. Sein Vater erstickte. Can T. war das offenbar nicht genug, er wollte den toten Vater laut Antragsschrift zusätzlich demütigen, goss und schüttete unter anderem Öl und Hundefutter über die Leiche.
Nach seiner Festnahme am nächsten Morgen war der Spuk noch nicht vorbei. In seinem Wahn glaubte Can T., dass ihn die Polizisten mit einer Giftspritze töten wollten. Es kam erneut zu Handgreiflichkeiten, in deren Verlauf der Beschuldigte unter anderem einen Polizisten mit einem Kopfstoß im Gesicht verletzte.
Der Beschuldigte war bereits zwei Jahre vor der Tat für vier Wochen in psychiatrischer Behandlung. Ein Verteidiger erklärt vor Gericht, dass der 39-Jährige auch kurz vor der Tat Probleme bei sich erkannt habe. Er hatte sich demnach an seinen Hausarzt gewandt, der die Vorgeschichte gekannt habe, ihm aber lediglich Schlafmittel verschrieben haben soll. Auch ein psychiatrischer Notdienst habe keine unmittelbare Gefahr gesehen.
Für das Sicherungsverfahren sind fünf Verhandlungstermine angesetzt, ein Urteil könnte am 5. April fallen.