Prozess in München um Doppelmord von Höfen: Luise S. leidet bis heute

Im Fall des Doppelmords von Höfen wird die einzige Überlebende (77) per Video vom Gericht befragt.
von  John Schneider
In diesem Haus in Höfen sind zwei Menschen umgebracht worden.
In diesem Haus in Höfen sind zwei Menschen umgebracht worden. © dpa

München - Den Männern, die im Februar 2017 zwei ihrer Freunde töteten, will sie nicht gegenüberstehen müssen. Luise S. (77) hat in der Gewaltnacht von Höfen (bei Bad Tölz) als einzige die Misshandlungen der Einbrecher überlebt. An den Folgen leidet sie körperlich und seelisch bis heute.

Per Video wird ihre Zeugenaussage in den großen Gerichtssaal A 101 im Strafjustizzentrum übertragen. Sie selbst sitzt in einem anderen Gerichtssaal, um die Angeklagten nicht sehen zu müssen.

Ein Arzt hatte dem Gewaltopfer eine mittelschwere Depression attestiert. Luise S. sagt am Dienstag selbst, dass sie der Überfall immer noch sehr beschäftige: "Was die mir angetan haben, das macht mich schon fertig." Und fügt hinzu, dass sie sich in ihrem Haus nicht mehr wohlfühle. Obwohl die Alarmeinrichtungen verbessert wurden. "Ich überlege, ob ich ins betreute Wohnen gehe", sagt die 77-Jährige.

Das Opfer hat an die Tat keine Erinnerung

Besonders belasten sie starke Schwindelanfälle, unter denen sie vor der Tat nicht gelitten habe. An die Tat selbst hat sie keine Erinnerung. Sie könne sich lediglich daran erinnern, ihre Bekannten vom Bahnhof in Bad Tölz abgeholt und mit ihnen Essen gegangen zu sein. Dann kommt der Filmriss. Die nächste Erinnerung sei die aus einem Krankenhaus. Dort habe man ihr auch eröffnet, dass ihre beiden Freunde tot sind.

In diesem Haus in Höfen sind zwei Menschen umgebracht worden.
In diesem Haus in Höfen sind zwei Menschen umgebracht worden. © dpa

Den Anstoß für die Tat soll die ehemalige Pflegerin des 2016 verstorbenen Manfred S., Ehemann von Luise S., gegeben haben. Malgorzata L. (50) hatte bei ihrer Arbeit für das Paar im Herbst 2016 mitbekommen, dass die beiden wohlhabenden Herrschaften viele Wertgegenstände im Haus und insbesondere in einem als Tresor genutzten Waffenschrank aufbewahrten. "Sie hat wenig gesprochen", berichtet Luise S. von ihren Erinnerungen an die Frau, die sie "Margot" nannte. Nur, dass sie öfter mit ihrem Sohn streite, habe die Pflegerin erzählt.

Die Täter waren äußerst brutal

Laut Anklage hat die 50-jährige Polin ihren Bruder Robert P. (44) und ihren Sohn Michal N. (25) davon überzeugt, bei Luise S. in Höfen einzubrechen. Robert P. soll zusätzlich seinen Bekannten Jakub G. (34) für den Einbruch gewonnen haben.
Die Täter gingen äußerst brutal vor. Mit Uhrengewicht, Schraubenzieher, Taschenlampe und bloßen Fäusten schlugen sie auf die drei Senioren ein. Die bewusstlosen Opfer wurden teilweise durchs Haus geschleift, schlugen mit den Köpfen auf den Treppenstufen auf. Die gleichaltrige Freundin von Luise S. und ihr 81-jähriger Bekannter überlebten das nicht. Luise S. wurde Tage später gefunden und gerettet.

Das räuberische Trio erbeutete Gold, Schmuck und Bargeld in fünfstelliger Höhe. Einige ihrer Schmucksachen, die von der Polizei sichergestellt wurden, konnte Luise S. gestern teilweise identifizieren.

Robert P., dem ein geständiger Komplize die Hauptverantwortung zuschiebt, hat einen Entschuldigungsbrief an Luise S. geschrieben. Darin soll er der Frau angeboten haben, ihr für Organspenden und Bluttransfusionen zur Verfügung zu stehen. Bei Luise S. kommt das nicht gut an: "Ich empfinde das als Zumutung."

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