Prozess in München: Porschefahrer will fliehen - Polizist schießt vier Mal

München - Im Gesicht von Hans T. (54, Name geändert) haben sich die Spuren einer aus dem Ruder gelaufenen Polizeikontrolle tief eingegraben. Die Verletzungen an der Wange sind nicht zu übersehen.
Und doch sitzt der Kaufmann, nicht der Polizist auf der Anklagebank. Der 54-Jährige soll laut Anklage versucht haben, in der Nacht auf den 2. September des vergangenen Jahres bei einer Kontrolle einen Polizisten (28) umzufahren. Der soll dann von der Waffe Gebrauch gemacht haben.
Porschefahrer soll plötzlich losgefahren sein
Das bestätigt der 28-jährige Beamte am Dienstag im Zeugenstand. Er war derjenige, der nach einer wilden Verfolgungsjagd den Porsche an der Ausfahrt Daglfing der A94 stoppte und dann mit einer Taschenlampe in der einen und seiner Waffe in der anderen Hand auf den schwarzen Porsche Cayenne zugegangen ist. Der Porschefahrer habe dann plötzlich Gas gegeben.
Der Polizist gibt an, dass er zur Seite gelaufen ist, um nicht erfasst zu werden. Zu dem Schusswaffengebrauch danach wolle er sich nicht äußern. Er erklärt aber auf Anfrage, dass er damals vier Schüsse abgegeben hat.
Beifahrerin hat einen Streifschuss abbekommen
Sein Mandant werde zur Sache vorerst schweigen, erklärt der Anwalt von Hans T., Strafverteidiger Marc Wederhake. Dafür belastet ihn seine Beifahrerin (31). Sie erklärt, dass Hans T. die Verfolgung durch die Polizei mitbekommen habe. Sie habe ihn nicht verstanden, weil er ganz normal unterwegs war und auch nicht viel getrunken hatte.
Als er plötzlich losraste, habe sie Angst um ihr Leben gehabt. Dann schildert sie, dass Hans T. nach dem Stopp an der Ausfahrt Daglfing angefahren sei und der Polizist daraufhin geschossen habe. Hans T. sei an der Wange verletzt worden, sie selber habe einen Streifschuss abbekommen.
Der Prozess dauert an.