Prozess in München: Millionenbetrüger stolpert übers eigene Schneeballsystem

Ein Anlageberater (58) verspricht seinen Opfern das Blaue vom Himmel – sprich neun Prozent Rendite in den Jahren nach der Bankenkrise – und zockt damit die eigene Familie, Freunde und Bekannte ab. Der Schaden laut Anklage: knapp 1,7 Millionen Euro.
Seit Dienstag muss sich der Millionenbetrüger Klaus W. vor dem Landgericht dafür verantworten. Und für den 58-Jährigen vielleicht noch schlimmer als die strafrechtlichen Konsequenzen: Er muss seinen Opfern, die als Zeugen geladen sind, im Prozess in die Augen schauen.
So wie bei Peter W., dem er Verträge über 150.000 Euro aufschwatzte. Der 73-Jährige glaubte seinem neuen Freund, dass er mittels Krediten für den Mittelstand jährliche Renditen von neun Prozent einfahren könne.
Selbst als ihm seine Bank erklärte, dass da etwas schief laufe und er vielleicht Rechtsschutz beanspruchen solle, wollte Peter W. nicht glauben, dass er einem Betrüger aufgesessen ist. Im Gegenteil: Er unterschrieb weitere Verträge, diesmal sollten Aktien große Gewinne abwerfen. Er schöpfte keinen Verdacht – auch weil Klaus W. auf guter Freund machte und Peter W. und dessen Frau auch mal zum Essen zu sich nach Hause einlud.
Der Angeklagte fand auch Geldgeber in der eigenen Familie
Der 73-Jährige blieb nicht das einzige Opfer. Um sein Schneeballsystem am Laufen zu halten, bedurfte Klaus W. immer neuer Geldgeber. Und er fand sie in seiner unmittelbaren Umgebung. Sein Cousin, seine eigene Frau – das Paar ist inzwischen geschieden – gaben ihm Hundertausende im festen Glauben, dass er ihr Vermögen vermehren werde. Doch das hatte Klaus W. nie vor.
Das Geld floß in seine Lebenshaltung, in Urlaube, seinen dicken SUV. Mit großen Lügen und kleinen Rückerstattungen, die er als Zinsen und Dividenden ausgab, beruhigte der Betrüger seine Opfer.
Vor Gericht gibt er sich reumütig. Der 58-Jährige gesteht, glaubt aber, dass die Zahlen nicht ganz stimmen. Insgesamt habe er nur 1,5 Millionen Euro Schaden angerichtet. "Nicht kriegsentscheidend", weiß auch sein Anwalt Jochen Uher.
Klaus W. entschuldigt sich bei "Freund" Peter. Doch der reagiert wütend: "Du hattest null Skrupel, meine schwangere Tochter, die sich mit ihrem Mann gerade eine Existenz aufbauen wollte, um ihr Geld zu betrügen." Die Richterin Judith Engel fragt nach: "Sie nehmen die Entschuldigung nicht an?" Die Antwort ist ein klares "Nein".