Prozess in München: Autofahrer muss bremsen und tritt auf Mann ein

Versuchter Totschlag in München: Das Opfer schlägt mit dem Kopf auf. Am Montag hat der Prozess begonnen.
von  John Schneider
Die drei Angeklagten mit den Dolmetscherinnen und Anwälten.
Die drei Angeklagten mit den Dolmetscherinnen und Anwälten. © jot

München - Auf unseren Straßen herrscht Krieg. Diesen Eindruck könnte bekommen, wer den Prozess gegen drei junge Männer verfolgt, der am Montag am Landgericht gestartet hat.

Denn es war ein vollkommen nichtiger Anlass, der einem Menschen fast das Leben gekostet hätte. Weil er mit einem Spezl am 21. Oktober 2017 die Theresienstraße überquerte und dadurch einen Autofahrer zum Abbremsen zwang, wurde der Mann bewusstlos geschlagen und dann laut Anklage auch noch gegen den Kopf getreten.

Die Ermittler gehen davon aus, dass zumindest in der Phase der Bewusstlosigkeit eine "lebensbedrohliche Situation" entstand. Spätestens bei den Tritten gegen den Kopf habe der Angeklagte Arthur K. (26) zumindest billigend in Kauf genommen, dass sein Opfer stirbt. Für die Staatsanwaltschaft ein Fall des versuchten Totschlags.

Opfer mit offenem Schädelhirntrauma

Als eine Passantin zu schreien begann, sei ihm erst bewusstgeworden, was er da getan habe, lässt Arthur K. über seinen Anwalt Alexander Eckstein dem Schwurgericht erklären. "Mein Verhalten war unwürdig", heißt es da weiter. Und es tue ihm leid.

Nach seiner Erinnerung hatte er gehupt und gebremst, als die beiden Männer die Straße kreuzten. "Ich war sehr verärgert", erklärt Arthur K. am Montag. Einer der beiden Fußgänger soll dann den Mittelfinger ausgestreckt haben. Beim folgenden Wortgefecht sei er beleidigt worden, erinnert sich der 26-jährige Angeklagte.

Er sei dann ausgestiegen und habe seinem Opfer ins Gesicht geschlagen. Der Mann ist dann laut Anklage bewusstlos gewesen und schlug mit dem Hinterkopf auf dem Asphalt auf. Statt dem Gestürzten aufzuhelfen, habe Arthur K. zwei Mal zugetreten. Das Opfer zog sich unter anderem ein offenes Schädelhirntrauma zu.

Mit zwei Bier und einer Flasche Whisky hinters Steuer

Neben Arthur K. sitzen zwei Kollegen, die mitgeschlägert haben und wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt sind. Zwei Männer (26, 32), mit denen er in einem Wohnheim lebte und mit denen er an dem Abend viel getrunken hatte. Arthur K. gibt an, dass er nach der Arbeit als Paketfahrer zwei Liter Bier und etwa eine Flasche Whisky getrunken habe.

Trotzdem setzte sich der ehemalige Spitzen-Leichtathlet hinters Steuer des Sprinters und fuhr mit seinen beiden Kollegen nach München rein. Und dies, obwohl er bereits einmal für Trunkenheit im Verkehr bestraft worden war. Der Prozess wird fortgesetzt.

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