Prozess in München: Auf Theresienstraße fast getötet - Opfer sprechen

Versuchter Totschlag, nachdem ihm sein Opfer vors Auto gelaufen war: Am Dienstag reden die Opfer der Gewaltattacke auf der Theresienstraße vor dem Landgericht in München.
von  John Schneider
Marius G. (r.) wurde schwer verletzt. Mark O. fürchtete um seinen Spezl.
Marius G. (r.) wurde schwer verletzt. Mark O. fürchtete um seinen Spezl. © jot

München - "Ich dachte, es ist vorbei." Mark O. (24) glaubte in dieser Februarnacht des vergangenen Jahres, dass sein Spezl Marius (23) die plötzliche Gewaltattacke auf der Theresienstraße nicht überlebt hatte. Selbst Opfer von Schlägen und Tritten, hatte er seinen Freund nach der Tat stark blutend und leblos auf der Straße liegen sehen, hatte sich mühsam hochgerappelt und war zu ihm hin. Doch er konnte keinen Puls bei Marius erfühlen und fürchtete das Schlimmste.

"Eine Frau beruhigte mich dann und sagte, dass er lebt", berichtet Mark O. am Deinstag vor Gericht (hier den ersten Prozesstag nachlesen). Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Michael Höhne, wie es ihm selbst denn heute gehe, erwidert der 24-Jährige: "Alles gut." Körperlich und seelisch hat er die Gewalttat offenbar gut verarbeitet.

Die Anklage: Versuchter Totschalg und gefährliche Körperverletzung

Auf der Anklagebank sitzen drei Männer, die damals in der Theresienstraße aus ihrem Sprinter gesprungen sind und laut Anklage auf die beiden Männer auf der Straße eingeschlagen und auf ihre am Boden liegenden Opfer auch noch eingetreten haben. Der nichtige Grund: Der stark alkoholisierte Fahrer des Lieferwagens habe wegen der die Fahrbahn kreuzenden Fußgänger abbremsen müssen. Fahrer Artur K. (26) ist wegen versuchten Totschlags angeklagt. Seine Bekannten (26, 32) sitzen wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung neben ihm.

Der ältere der beiden Mitfahrer erklärte vor Gericht, dass er Artur K. eigentlich nicht kannte. Trotzdem habe er sich überreden lassen, mit in die Stadt zu fahren. Bei dem Gewaltakt sei er dann nur deswegen aus dem Auto gesprungen, um zu beschwichtigen. Er habe noch "Es reicht!" gerufen.

Zwei der Angeklagten entschuldigen sich

Mark O. kann sich an unfallträchtige Szenen vor der Schlägerei nicht erinnern. Das Auto soll seiner Erinnerung nach sogar möglicherweise gestanden oder jedenfalls nur sehr langsam gefahren sein. Umso unverständlicher, warum die Männer auf ihn und seinen Spezl losgegangen sind.

Auch Marius G. hat die Tat gut verarbeitet und inzwischen seinen VWL-Abschluss hinbekommen. An die Tat hat er aber keine Erinnerung. Das Letzte, woran er sich erinnere, ist die Szene, als er mit seinem Freund aus einem Irish Pub kommt.

Zwei der drei Angeklagten entschuldigen sich für die Tat. Mark O. klingt eher unversöhnlich: "Ich nehme das zur Kenntnis."

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