Prozess in München: Arzt soll betäubte Patientinnen vergewaltigt haben

München - Die Arzthelferin (36) macht sich Vorwürfe: "Ich hätte viel früher etwas sagen müssen," erklärt sie als Zeugin vor dem Landgericht. Angeklagt ist ihr Ex-Chef, der laut Anklage als Gastroenterologe bei Darmspiegelungen mit den Fingern bei betäubten Patientinnen vaginal eingedrungen sei, ohne dass es dafür einen medizinischen Grund gab und ohne dass die Frauen es bemerkten oder sich dagegen wehren konnten.
Das habe sie immer wieder beobachtet, berichtet die 36-Jährige am Dienstag. Auch Kolleginnen sollen dieses Verhalten des Münchner Arztes beobachtet haben.
Betäubte Frauen vergewaltigt? Angeklagter Münchner Arzt bestreitet Vorwürfe
19 solcher Fälle im Zeitraum von 2017 bis 2021 listet die Anklage auf. Vergewaltigung und sexueller Missbrauch werden dem Arzt seitens der Staatsanwaltschaft vorgeworfen. Doch die Verteidigerin Julia Weinmann erklärt für ihren Mandanten, dass alle Vorwürfe bestritten werden. "Er hat sich immer an alle medizinischen Grundsätze gehalten", erklärt die Anwältin zu Beginn des Prozesses.
Nachfragen werden nicht beantwortet. Stattdessen hat der Arzt aber eine andere Theorie parat: Zu der Zeit habe es eine "Praxisauseinandersetzung" mit einem Kollegen gegeben. Dieser habe einen besseren Draht zu den Arzthelferinnen in der Praxis gehabt. Ihr Mandant wolle aber niemanden belasten, erklärt die Verteidigerin für den 52-Jährigen.
Münchner Arzt vor Gericht: 19 Fälle angeklagt
Die 36-jährige Arzthelferin teilte ihre Beobachtungen mit einer Kollegin und auch als eine Patientin sie nach der Darmspiegelung gefragt habe, ob ein Brennen in der Scheide normal sei, habe sie sonst niemandem etwas gesagt. Das bereue sie heute und erklären könne sie sich das auch nicht.
"Man will das nicht wahrhaben", sagt sie. "Wer glaubt mir? Wie hätte ich es in dem Fall beweisen können?"
Mutmaßliche Taten erstrecken sich über vier Jahre von 2017 bis 2021
Der Arzt saß zeitweise in Untersuchungshaft, inzwischen wurde der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Kammer unter dem Vorsitz von Christian Daimer hat neun Verhandlungstage angesetzt, das Urteil könnte damit laut vorläufiger Terminplanung am 31. Januar fallen.