Prozess in München: Angeklagter Vergewaltiger provoziert Richter

München - "Wenn Sie weiter so mauern, dann werden wir beide noch viel Spaß miteinander haben. Das dürfen Sie mir glauben", mahnte Richter Stephan Kirchinger – da hatte der Prozess noch nicht einmal richtig begonnen. Tatsächlich sollten er und Rahman A. (mutmaßlich 21, Namen geändert), neben Youssuf L. (18) der Hauptangeklagte beim Prozessauftakt am Donnerstag, später noch ein paarmal aneinander geraten.
Im September vergangenen Jahres wurde die 16-jährige Tiziana L. in der Bahnhofsstraße in Höhenkirchen-Siegertsbrunn von zwei Männern vergewaltigt, mutmaßlich von den beiden Angeklagten. Die beiden afghanischen Flüchtlinge, 2014 und 2015 nach Deutschland gekommen, waren zuvor zusammen mit der jungen Deutsch-Italienerin auf einer kleinen Party in einem Asylbewerberheim in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Dort wurde ordentlich "gefeiert": Pro Kopf gab es eine halbe Flasche Whiskey, dazu wurden noch Haschisch und sogenannte Kräutermischungen – synthetische Cannabinoide – geraucht.
Auf dem Heimweg wird die 16-Jährige vergewaltigt
Knapp zwei Stunden später ging es auf den Heimweg nach München. Laut Anklage zerrten die beiden Männer ihr Opfer aber nur wenige hundert Meter von der Asylunterkunft entfernt plötzlich auf einen Grünstreifen hinter eine Hecke und begannen, die Frau nacheinander zu vergewaltigen.
Jeweils einer hielt Tiziana L. fest, während sich der andere an ihr verging. Erst als Zeugen auf den Vorfall aufmerksam wurden, ließen die Männer von der jungen Frau ab und ergriffen die Flucht. Die sofort eingeleitete Polizeifahndung hatte schnell Erfolg, nur kurze Zeit später wurden die beiden mutmaßlichen Täter gefasst.
Die Angeklagten erzählen verschiedene Versionen
Am Donnerstag begann schließlich der Prozess gegen die beiden Afghanen. Youssuf L. räumte dabei zumindest einen Teil der Vorwürfe ein. Er habe tatsächlich Sex mit Tiziana L. gehabt, allerdings einvernehmlich. Als Rahman A. dazukam, habe er sie festgehalten und ihm so die Vergewaltigung ermöglicht.
Rahman A. hingegen erzählt – gegen den Rat seines Anwalts – eine ganz andere, sehr widersprüchliche Geschichte: Am Tatort sei er überhaupt nicht gewesen, auch von der Vergewaltigung habe er nichts mitbekommen. Vielmehr sei ihm nach der Party so übel gewesen, dass er in einen nahegelegenen Park gelaufen sei – wo die Polizei ihn festgenommen habe.
Wie ein benutztes Kondom mit seiner DNA und der DNA des Opfers an den Tatort gekommen ist, konnte er nicht erklären. "Herr A., wollen Sie mich verarschen?", fragte Richter Kirchinger zwischenzeitlich ungläubig. "Es wird nicht besser, wenn Sie uns eine Story erzählen, die hinten und vorne nicht stimmen kann." Der Prozess wird fortgesetzt.