Prozess in München: Angebliche Leibärztin der Päpste zockt 70-Jährige ab

München - Der arme Papst. Weil es offiziell keine zwei Päpste geben dürfe, würde ihm der Vatikan keinen Treppenlift kaufen. Obwohl Benedikt XVI. doch so schwer zu Fuße sei. Ob sie nicht finanziell aushelfen könne.
Diese Geschichte tischte Magdolna K. (67) ihrer gutgläubigen und wohlhabenden Münchner Bekannten Petra D. (70, Name geändert) auf. Die zahlte tatsächlich 25.000 Euro, damit der emeritierte Papst in den Genuss eines Treppenliftes komme. Wenige Monate später legte sie nach. Diesmal sollte es ein Rollstuhl werden. Petra D. schrieb den nächsten Verrechnungsscheck aus. Über 10.000 Euro.
In beiden Fällen sah der Papst natürlich keinen Cent. Magdolna K. finanzierte damit ihren Lebensstil. Die geständige Angeklagte behauptet zu Prozessbeginn, dass sie einen großen Teil der Beute in Opferstöcke diverser Kirchen gesteckt habe.
Es sind nur zwei von 22 Betrugsfällen, die die Anklage auflistet. Einmal sollte mit dem Geld der Münchnerin ein afrikanisches Krankenhaus aufgebaut, ein anderes Mal hungernden Kindern geholfen werden. Mit angeblichen Spenden für karitative Zwecke zog Magdolna K. ihrem Opfer immer wieder vier- bis fünfstellige Beträge aus der Tasche. Den gesamten Schaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf 438.500 Euro.
Nur einmal wäre die Betrügerin beinahe aufgeflogen
Wie war das möglich? Die beiden Frauen hatten sich in den Jahren 2010 und 2011 bei verschiedenen gesellschaftlichen Veranstaltungen kennengelernt. Die Hochstaplerin gab sich als "Prof. Dr. med." und Gräfin aus. Beides war gelogen.
Als im Jahre 2012 der Sohn von Petra D. schwer erkrankte, bot sich Magdolna K. als seelisch-religiöse Unterstützung an. Die Frauen vertieften ihre Bekanntschaft.
Die Hochstaplerin gab an, dass sie in der Ethikkomission des Vatikans sei und sich als Leibärztin um die Päpste Franziskus und Benedikt kümmere. Zu beiden und Benedikts Privatsekretär habe sie engen Kontakt. Die Päpste würden für den Sohn von Petra D. beten, hätten Geschenke gesegnet. So erschlich sich die Hochstaplerin das Vertrauen ihres Opfers und begann nun "Spenden" für verschiedene karitative Zwecke zu sammeln.
Nur einmal habe sie kurz stutzen müssen, erinnert sich Petra D. im Zeugenstand. Bei einer Veranstaltung kam es zur Begegnung mit dem Privatsekretär des Papstes. "Der hat sie aber nicht einmal angeschaut. Das hat mich schon gewundert", berichtet die Münchnerin.
Doch die schlagfertige Betrügerin habe sofort eine Erklärung parat gehabt. Er dürfe sie gar nicht beachten, erzählte sie ihrem Opfer, "sonst kommen sofort Gerüchte im Vatikan auf, dass er eine Affäre hat".
Der Prozess wird fortgesetzt.