Prozess in München: 22-Jährige zur Prostitution gezwungen

MÜNCHEN - Ein Angeklagter soll seine 22-jährige Freundin zur Prostitution gezwungen haben. Sie vertraute dem Mann - aus Liebe.
Klein, schmächtig, ruhiges Auftreten – der Angeklagte Alessandro M. (25) wirkt nicht wie ein furchteinflößender Zuhälter. Doch die blonde und zierliche Sandra B. (22, Name geändert) hatte panische Angst vor ihm. Unter Schlägen zwang er sie zur Prostitution und nahm ihr fast den ganzen Liebeslohn ab.
Jetzt steht Alessandro M. wegen Zuhälterei und Körperverletzung vor dem Münchner Landgericht. Gleich nach Verlesung der Anklage erklärte sein Strafverteidiger Kai Wagler: „Mein Mandant wird sich weder zur Sache noch zur Person äußern.“
Fest steht laut Anklage: Im April 2008 lernte Sandra B. den Angeklagten kennen. Für sie war es die große Liebe. Für den arbeitslosen Alessandro eine Geldquelle. Er brachte sie mit dem Auto zu den jeweiligen Bordellen in München und holte sie auch wieder ab. In den ersten Wochen durfte sie den Verdienst ganz für sich behalten. Die braun gebrannte Blondine kam bei den Freiern gut an. Sie verdiente bis zu 1000 Euro täglich.
„Zuerst schlitze ich deine Sachen auf und dann schlitze ich dich auf!“
Im August 2008 zeigte Alessandro M. laut Anklage dann sein wahres Gesicht, weil sie ihn nicht ständig aushalten wollte. In ihrer gemeinsamen Wohnung soll er ihr zunächst mit den Fäusten am Kopf, Rücken, Oberkörper und Beine geschlagen haben. Danach habe er sie auch noch getreten. Dann holte er ein 30 Zentimeter langes Küchenmesser und schlitzte die Lederjacke der eingeschüchterten Sandra B. auf, drohte: „Zuerst schlitze ich deine Sachen auf und dann schlitze ich dich auf!“
Anschließend warf er ihr Handy (Marke: Samsung Giorgio Armani, Wert: 500 Euro) an die Wand. Der Angeklagte gab an, dass er Beziehungen zur italienischen Mafia habe und die würden sie überall finden. Bis Februar 2009 arbeitete Sandra B. unregelmäßig in verschiedenen Bordellen. Mindestens 45300 Euro nahm ihr der Angeklagte in dieser Zeit ab. Nur einen kleinen Teil durfte sie für sich behalten. Der Prozess dauert an.
Torsten Huber