Prozess in JVA Stadelheim: Schleuserbande organisiert Scheinehen

München - Corona hat auch die Justiz fest im Griff. Um den Hygienevorschriften genüge zu tun, weichen Münchens Strafgerichte in diesen Pandemie-Zeiten verstärkt auf den großen Gerichtssaal der JVA Stadelheim aus. So wie am Donnerstag, als der Prozess gegen eine vierköpfige Schleuserbande kurzfristig aus dem Strafjustizzentrum dorthin verlegt wurde.
Darum geht es: Die vier Angeklagten, drei Männer und eine Frau (45 bis 64 Jahre alt), sollen sich laut Anklage im März 2016 zu einer Bande zusammengeschlossen haben. Der Zweck: indische und nepalesische Migranten nach Deutschland zu schleusen und hier mit Scheinehen - zumeist mit rumänischen Staatsbürgern - das Daueraufenthaltsrecht zu besorgen.
Münchner Schleuserbande räumt vor Gericht sämtliche Vorwürfe ein
Der Münchner Chefermittler berichtet am Donnerstag, dass Kollegen der Bundespolizei der Bande zuerst auf die Schliche gekommen waren. Eine Hamburger Hochzeitsagentur hatte offenbar Scheinehen für Migranten in Dänemark organisiert.
Da sich aber München im Laufe der Ermittlungen als ein Schwerpunkt der Bandenaktivität herauskristallisierte, übergaben die norddeutschen Kollegen den Fall nach München. Hier kamen die Migranten zeitweise in "Safehouses" unter.
Alle vier Angeklagten lassen gestern über ihre Verteidiger erklären, dass sie sämtliche Vorwürfe einräumen. Weitere Fragen wollen sie aber nicht beantworten. Der Haupttäter ergreift nur kurz das Wort: "Ich bin jetzt 64 Jahre alt. So einen Fehler mache ich nicht noch mal."
Der Prozess wird fortgesetzt.