Prozess gegen Oldschool Society: Heim sollte brennen

München - Vom Glück begünstigt scheinen sie nicht zu sein. Zwei der vier Angeklagten im Prozess gegen die rechtsextreme "Oldschool Society" berichten am ersten Verhandlungstag über ihre schweren Krankheiten und viel Pech mit Frauen und Arbeitgebern.
Angeklagt ist das Quartett wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung. Andreas H. (57) und Markus W. (40) sollen als Präsident und Vizepräsident dabei die Rädelsführer gewesen sein. Allen Vieren wird darüber hinaus die Vorbereitung eines Explosionsverbrechens zur Last gelegt. Sie hatten es laut Anklage auf ein Flüchtlingsheim im sächsischen Borna abgesehen.
Doch dazu kam es nicht. Zwei Tage vor dem geplanten Vorbereitungstreffen für den Anschlag schlug die Polizei zu, nahm die vier Hauptverdächtigen fest und durchsuchten deren Wohnungen in Augsburg, Bochum und Borna.
In Tschechien besorgte man sich große Mengen Feuerwerkskörper
Die Gruppe hatte sich über Facebook und Kurznachrichtendienste im Internet zusammengefunden. Im November 2014 wurde laut Bundesanwaltschaft bei einem ersten Treffen die Möglichkeit von Anschlägen erörtert. Die Rede sei von mehreren Anschlägen gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Hauschild. Konkret wurde es aber nur für Borna.
Die Angeklagten sollen dafür bereits Vorbereitungen getroffen haben, sagt die Generalbundesanwaltschaft. Markus W. und Denise G. (23) hätten sich in Tschechien große Mengen Feuerwerkskörper besorgt. Deren zerstörerische Kraft wollten sie den Ermittlern zufolge mit Nägeln oder mit brennbaren Substanzen wie Spiritus erhöhen. Das sollen die Rädelsführer Andreas H. und Markus W. am Telefon besprochen haben.
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Die Verteidigung von Andreas H. sieht das anders. Es habe keine konkreten Anschlagspläne gegeben, die Oldschool Society sei auch keine Terrororganisation gewesen. Die Pläne seien zunächst "eher vage" gewesen. Für den Bayerischen Verfassungsschutz zeigt der Fall Oldschool Society vor allem eines: "Durch die Vernetzung und den Austausch in sozialen Netzwerken können rechtsextremistische Radikalisierungsprozesse angestoßen, verstärkt und beschleunigt werden." Bis hin zum Rechtsterrorismus.
Zum Prozessauftakt kamen die Vorwürfe noch nicht zur Sprache, dafür erzählten Marcus W. und Olaf O. (47) aus ihrem Leben. Und das klang wie eine Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen.
Schwere Krankheiten, Jobverluste und kein Glück mit den Frauen
Olaf O. litt unter einem Hirntumor, eine OP rettete sein Leben, Marcus W. lag nach einem Arbeitsunfall im Koma und musste dann wieder das Laufen lernen. Beiden gemein ist auch, dass einige ihrer Beziehungen scheiterten und sie in den vergangenen Jahren des Öfteren ihren Job verloren, auf Sozialleistungen angewiesen waren.
Der Prozess wird am 9. Mai fortgesetzt. Dann werden die beiden anderen Angeklagten über ihr Leben berichten. So sie denn wollen.