Protest in Haidhausen: Kampf gegen den Tunnel

Der Südring ist aus dem Rennen, die zweite S-Bahn-Röhre soll bis 2018 gebaut werden. Auf der Bürgerversammlung Au-Haidhausen protestieren die Anwohner vehement gegen das Großprojekt
HAIDHAUSEN Der Ausbau des S-Bahn-Netzes ist ein Thema, das in München derzeit so kontrovers diskutiert wird wie kaum ein anderes: Ein Gutachten brachte im November das endgültige Aus für den Südring – doch die Haidhauser Anwohner wehren sich gegen die geplante zweite S-Bahn-Röhre, die bald mitten in ihren Stadtteil gebaut werden könnte.
Bei der Bürgerversammlung Au-Haidhausen am Montag erläuterte Albert Scheller, Leiter des Projekts bei der Deutschen Bahn, den aktuellen Stand: Demnach würden auf die Anwohner weniger Belastungen als bei früheren Planungen zukommen. Nur der geplante Rettungsschacht in der Keller-/Milchstraße (Bauzeit: 2,5 Jahre) und die Baustelle am Orleansplatz (5,5 Jahre) würden die Anwohner deutlich belasten.
Die anderen Baustellen – wie zwei weitere Rettungsschächte in der Berg-am-Laim-Straße und in den Maximiliansanlagen – würden die Haidhauser dagegen kaum betreffen. „Damit haben wir deutliche Erleichterungen erreicht“, sagte Scheller im überfüllten Hofbräukeller – und erntete Gelächter und Spott. Viele Anwohner sind von den Plänen nicht überzeugt.
„Für Haidhausen bringt der zweite Tunnel keine Verbesserung, für die gesamte Stadt schon gar nicht“, empörte sich Ingeborg Michelfeit von der Bürgerinitiative „S-Bahn-Tunnel Haidhausen“. „München kann sich einen derart teuren und sinnlosen Ausrutscher nicht leisten!“
Viele Haidhauser zweifeln außerdem die Objektivität des Gutachtens an, das OB Christian Ude und Wirtschaftsminister Martin Zeil im November präsentiert hatten und dem Südring den Todesstoß versetzt hatte. „Es ist wertlos, einer seriösen Prüfung hält es nicht stand“, wetterte Michelfeits BI-Kollege Walter Heldmann. Seine Forderung: Die Stadt solle das Papier von neutralen Fachleuten prüfen lassen.
Anwohnerin Monika Nagel forderte ein Umdenken: „Das Geld ist nur einmal da, und es geht um die Zukunft des Öffentlichen Nahverkehrs.“ Zweideutig fügte sie hinzu: „Das Ende des Tunnels ist noch nicht erreicht.“ K. Serdarov