Protest gegen Neonazis

NPD-Treffen in München: 350 Anhänger haben sich im Mathäser am Hasenbergl auf das Wahljahr 2008 eingeschworen. Die Rechtsextremen drängen ins Rathaus.
MÜNCHEN Es war ein beschämendes Spektakel: Mit aggressiven Reden haben NPD-Funktionäre aus ganz Deutschland rund 350 Anhänger im Mathäser am Hasenbergl auf das Wahljahr 2008 eingeschworen. Unter weiß-blauen Girlanden wurden den Neonazis Würstl und Bier kredenzt, während draußen immer weniger Demonstranten Wind und Wetter trotzten. Mit Trillerpfeifen und Spruchbändern protestierten im Tagesverlauf mehrere hundert Menschen friedlich gegen die rechtsextreme Veranstaltung.
„Zusammenrottung von Verbrechern“
Als „eine Zusammenrottung von Verbrechern“ hatte die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, das Treffen im Mathäser im Vorfeld bezeichnet (AZ berichtete). Gestern forderte sie außerdem die Wiederaufnahme des NPD-Verbotsverfahrens. Mit kaum verstecktem Antisemitismus zog NPD-Chef Udo Voigt daraufhin in München über den Zentralrat und seine Münchner Vorsitzende her. Er habe gegen „Frau Knoblauch“ Strafanzeige wegen Verleumdung gestellt.
Hetztiraden gegen Parteien, die „Journaille“, Ausländer – die NPD-Redner brüllten ihre Reden aufpeitscherisch ins Mikrofon. Anhänger aus dem ganzen Bundesgebiet waren nach München gekommen. Der Anlass: In der Landeshauptstadt treten am 2. März zwei rechte Organisationen bei der Kommunalwahl an. Eine der beiden, die Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA), verstand das gestrige NPD-Treffen als Wahlkampfauftakt. Die Ansage der Neonazis ist klar: Zuerst wollen sie ins Rathaus und im September in den bayerischen Landtag.
Bei der Demo vor dem Mathäser war die Stimmung zeitweise deprimiert. „Ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht mehr unternommen habe, als die auf dem Marienplatz Unterschriften sammelten“, sagte CSU-Stadtrat Marian Offman. Mehr als 2000 Unterstützer hatten die Rechten geworben – und so die Zulassung zur Wahl erreicht. „Wir hätten uns mit dem Megaphon daneben stellen sollen!“
Lydia Dietrich von den Grünen forderte einen Boykott des Mathäsers. „Der Wirt ist sich nicht zu schade, seinen Raum an Neonazis zu vermieten. Da muss man sich überlegen, ob man noch hingehen will.“ Der ehemalige KZ-Häftling Martin Löwenberg appellierte an die Münchner: „Geht wählen, damit die Rechten es nicht ins Rathaus schaffen!“ Julia Lenders