Protected Bike Lanes in München: Die Bilanz nach einem Jahr geschützte Radwege

München - Bordstein-Orca, Wand-Orca oder Klemmfix. Wahrscheinlich, dass bei diesen Begriffen die meisten Münchner etwas verwirrt die Stirn runzeln.
Was damit gemeint ist, haben einige aber wahrscheinlich schon gesehen. Denn es liegt in München gerade buchstäblich auf der Straße. Bordstein-Orcas und Konsorten, das sind Typen von sogenannten Protected Bike Lanes, also Elemente, die auf der Straße angebracht werden, um Radler und Autofahrer baulich voneinander zu trennen.
Protected Bike Lanes sollen Radlern in München Gefühl der Sicherheit geben
In anderen Städten wie Frankfurt oder Montreal in Kanada sind diese Elemente längst üblich, um Radlern ein sichereres Gefühl zu geben. Protected Bike Lanes sind zudem ein wichtiger Bestandteil des Radentscheids, den der Stadtrat übernommen hat.

Die Stadt wollte aber nicht einfach ein System aus einer anderen Kommune übernehmen. Seit genau einem Jahr testet das Mobilitätsreferat deshalb verschiedene Bausätze für die geschützten Radstreifen.
Protected Bike Lanes in München: Manche subtil, manche massiv
Im vergangenen Sommer ist die AZ bereits alle abgeradelt. An fünf Stellen wurden Elemente verschiedener Hersteller angebracht. Manche sind eher subtil: die einfach zu montierenden, aber nicht ganz so hübschen Klemmfix Leitschwellen in der Domagkstraße West und die kleinen weißen und deshalb nicht sehr gut sichtbaren Beton-Klebeelemente in derselben Straße weiter östlich.
Am Harras sind die Bike-Lane-Protektor-Elemente, die etwa 50 Zentimenter hoch sind, da schon deutlich massiver. Auch an der Brienner Straße, an der man sich neben den zehn Zentimeter hohen sogenannten Bordstein-Orcas auch für vertikale Poller entschieden hat, werden die Elemente vielen aufgefallen sein.

Und natürlich an der vielbefahrenen Kapuzinerstraße. Ein fast durchgehendes acht Zentimenter hohes Trennelement, sogenannte Wand-Orcas, ist hier seit genau zwölf Monaten installiert.
Zusammenarbeit von Ingenieurfirma und Mobilitätsreferat der Stadt München
Getestet hat das Mobilitätsreferat, in Zusammenarbeit mit einer Ingenieurfirma, vor allem technische Aspekte: Fließt Regenwasser gut ab? Kommt im Winter der Räumdienst vorbei? Wie geht es dem Rettungsdienst mit den Elementen, kann er zur Not auch einfach drüberrauschen, wenn's zu eng wird?

Bis diesen Mai ist der Test gelaufen. Gut sichtbar ist dies auch auf Schildern neben den Teststrecken vermerkt. Und nun? Eine Nachfrage beim Mobilitätsreferat bringt wenig Ergebnisse.
Es sei noch keine Entscheidung "für ein System oder für die Straßen, an denen Protected Bike Lanes eingerichtet werden, gefallen", so die Sprecherin Franziska Hartmann. Noch werden die Ergebnisse aufbereitet. Man gehe davon aus, dass sie im Laufe des Sommers veröffentlicht werden können.
Noch kein Ergebnis: An den Protected Bike Lanes in München passiert erstmal... nichts
"Mit dem Abschluss des Versuchs zu den Protected Bike Lanes wird der Landeshauptstadt München ein Baukasten von Protektionselementen für solche geschützten Fahrradwege zur Verfügung stehen, die dann bei Bedarf und nach Möglichkeit eingesetzt werden können", so Hartmann weiter.
Bis das Ergebnis da ist, wird an den Teststrecken erst einmal nichts passieren. Die angebrachten Elemente bleiben liegen, bis eine Entscheidung gefallen ist.
ADFC: Müncher Radlfahrer sind zufrieden
Wer bereits eine erste Bilanz ziehen kann, sind Münchens organisierte Radler. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat bereits Rückmeldungen von Mitgliedern zu den Protected Bike Lanes bekommen. "Im Großen und Ganzen sind sie zufrieden", sagt Andreas Schön, Chef des Münchner ADFC und Sprecher des Radentscheids zur AZ.

Manche bemängelten, dass sie Elemente das Abbiegen und Überholen komplizierter machten, aber das sei "verkraftbar, wenn man an die große Masse der Radfahrer denkt".
Ein Jahr Protected Bike Lanes in München: Erste Ergebnisse nach Pfingten
Er geht davon aus, dass nach Pfingsten erste Ergebnisse von der Stadt vorgestellt werden. Mit dem Verkehrsversuch sei man zufrieden, sagt er. Die Verwaltung habe diesen schnell aufgesetzt.
Ein Lieblingselement habe er nicht, so Schön: "Sie haben alle Vor- und Nachteile." Im Winter habe sich allerdings gezeigt, dass es wichtig sei, " dass da auch mal was nach oben steht". Sprich: Für die Sichtbarkeit braucht es neben den horizontalen auch ein paar vertikale Elemente wie Poller und Baken.
Nun hofft Schön, dass die Zahl der Straßen ausgeweitet wird, an denen es geschützte Radwege gibt – und es mit einem hohen Tempo weitergeht.
Möglich müsste das seiner Meinung nach sein: "Ich denke, dass man die Protected Bike Lanes in einem dreiviertel Jahr auf die Straße bringen kann." Jetzt muss das nur noch die Verwaltung genauso sehen.