Prostitution: Das bedeutet der Hurenpass für die Prostituierten in München

München - Seit diesem Jahr gelten strenge Regeln im Prostitutionsgewerbe: Prostituierte müssen sich anmelden, Freier dürfen nicht mehr auf ungeschützten Sex bestehen und Bordelle werden regelmäßig überprüft. Bereits am 1. Juli ist das Gesetz in Kraft getreten, seit 1. Januar ist die Übergangsfrist vorbei.
Konsequent hat sich die Stadt München in der Umsetzung des neuen Gesetzes gezeigt. Als einzige Vollzugsbehörde in Deutschland hat es das Kreisverwaltungsreferat (KVR) geschafft, fristgerecht die Strukturen für die sofortige Umsetzung des Gesetztes zu schaffen und dafür sogar ein eigenes IT-Programm entwickelt.
Jede Prostituierte muss sich im KVR anmelden und erhält nach einem einstündigen rechtlichen Beratungsgespräch eine Anmeldebescheinigung, die alle zwei Jahre erneuert werden muss. Zudem muss die Prostituierte noch zu einem Gesundheitsgespräch beim Gesundheitsreferat. Dabei geht es auch um das Erkennen von Zwangsprostitution. 1542 Anmeldebescheinigungen hat das KVR aktuell ausgestellt. Das sind gut die Hälfte der geschätzt 2800 Prostituierte in München.
Vier Kontrollen pro Jahr
Die etwa 200 Bordelle sollen künftig vier Mal im Jahr auch ohne Anlass kontrolliert werden.
Kritik am sogenannten "Hurenpass" üben jene , die täglich mit den Prostituierte arbeiten. Michaela Fröhlich leitet die Beratungsstelle Mimikry und erzählt: "Viele Sexarbeiter wollen ihre Identität geheim halten. Die Pflichtberatung birgt die Gefahr eines Zwangsoutings und könnte zu einem Abtauchen der Frauen in die Illegalität führen."
Auch bei den Feinheiten in der Umsetzung sieht sie viele Fragezeichen, etwa beim Datenschutz. Bei Mimikry häufen sich die Anfragen besorgter Frauen. "Wir sind mit unseren knappen personellen Ressourcen an der Grenze des Machbaren."
96 Prozent der Klientel sind Migrantinnen, zumeist Osteuropäerinnen. Viele seien aber massiv verunsichert, weil sie "aufgrund der Komplexität des Gesetzes und der damit einhergehenden Bürokratie" nicht wüssten, was auf sie zukommt.
"Ich hätte es begrüßt, wenn die Prostituierte im Vorfeld nach ihren Bedürfnissen gefragt worden wären. Statt auf mehr Kontrolle zu setzen, sollte man eher den Ausbau freiwilliger, auf Vertrauen basierender Beratungsangebote fördern", sagt Fröhlich.
Das KVR setzt die Neuregelung konsequent um. Von Beratungsstellen gibt es aber auch Kritik am Prostitutionsgesetz.