Prost, Neujahr: Was sich München 2010 alles leistet
Trotz Krise und Finanznot werden 660 Millionen Euro investiert. Es gibt neue Kindertagesstätten, eine verlängerte U3 nach Moosach, ein neues Bärengehege im Tierpark und schöne neue Plätze
MÜNCHEN „Das dicke Ende kommt noch“, fürchtet OB Christian Ude mit Blick auf die maroden städtischen Finanzen. Dennoch wird die Stadt 2010 nicht still stehen, querbeet neue Projekte beginnen und 660 Millionen Euro investieren. Und darauf können sich die Münchner freuen:
Kinder: Im Jahre 2010 werden 15 Kindertagesstätten mit 775 Kindergarten- und 225 Hortplätzen fertig. Kosten: 33 Millionen Euro. Zusätzlich werden über 900 neue Kinderkrippenplätze in 24 Einrichtungen geschaffen.
Radeln: München ist zwar längst eine Radler–Stadt (mit einem Anteil von 14 Prozent am Verkehr). Aber mit einer Marketing-Kampagne wird das weiter gefördert. Dafür geht die Öffnung der Einbahnstraßen für Radler (in Gegenrichtung) weiter, problematische Knotenpunkte wie die Paul-Heyse-Unterführung oder der Baldeplatz werden entschärft. Lücken im Netz wie Einsteinstraße, Orleans-, Seidl- oder Rosenheimer Straße werden geschlossen.
MVV: Die U-Bahn-Verlängerung der U3 bis Moosach mit zwei Bahnhöfen wird Ende des Jahres fertig. Damit gibt es eine Verbindung zur S-Bahn: mit der Flughafenlinie S1. Im Frühjahr beginnt die MVG mit der neuen, 4,5 Kilometer langen Trambahnlinie vom Effnerplatz nach St. Emmeram. Für die Tram-West-Tangente vom Romanplatz zur Aidenbachstraße wird der Stadtrat im Frühjahr wohl den Grundsatzbeschluss fassen.
Straßen: Für die Landshuter Allee und die Tegernseer Landstraße werden Machbarkeitsstudien zum Lärmschutz und für bessere Luft gemacht. Ude schließt aus Finanzgründen neue Tunnel aus.
Glasfasernetz: Die Stadtwerke werden rund 85000 Wohnungen auf die Datenautobahn schicken und ans neue Glasfasernetz anschließen.
Stachus: Das neue Untergeschoss wird voraussichtlich im September komplett eröffnet sein.
Gedenken: Der Platz der Opfer des Nationalsozialmus an der Brienner Straße wird neu und „würdig“ als Gedenkplatz gestaltet. Im Januar werden dem Stadtrat die Pläne vorgelegt. Danach werden die Nachbarn gehört. Zum neuen Denkmal gehört eine kleine Mauer, auf der eine Inschrift an alle Opfer des Nationalsozialismus erinnert.
Kunst: Das „Kunstareal Königsplatz“ mit seinen 15 Museen und Sammlungen und drei Hochschulen bekommt in Zusammenarbeit von Stadt und Freistaat ein vernetztes Konzept, um „besser zur Geltung“ zu kommen.
Stadtgestalt: Im Herbst beginnt der Umbau am Harras. Mit der Verschwenkung der Albert-Roßhaupter- und Plinganserstraße nach Süden entsteht ein großzügiger Platz.
Im Sommer beginnen die Arbeiten für den Mittelteil der Nordumgehung Pasing: mit einem zweigeschossigen, 76 Meter langen Terminalbau. Im Herbst werden die Läden abgerissen; sie kommen in Provisorien an den Bahnhofsvorplatz.
Tierpark: Im Sommer wird das neue, fünf Millionen Euro teure und 3000 Quadratmeter große naturnahe Bärengehege fertig.
Olympia: Im Herbst ist Richtfest für die neue „Kleine Olympiahalle“, dann ist auch Eröffnung der umgebauten großen Olympiahalle. Für Olympia 2018 geht es in den Bewerbungsspurt: Die Stadt und die Bewerbungsgesellschaft werden landauf und landab Werbung machen, damit München im Jahre 2011 den Zuschlag für die Winterspiele 2018 bekommt.
Stammstrecke: Die wird im neuen Jahr für viel Ärger sorgen – egal, was im ersten Quartal beschlossen wird. OB Ude (SPD), Ministerpräsident Seehofer (CSU) und Verkehrsminister Zeil (FDP) sind sich einig: Der zweite Tunnel muss her! An die Adresse der Landtags-Grünen sagt Ude: Der Ärger könne „kommen wie Donnerhall“. Denn viele wollen den S-Bahn-Südring. Es sei ihm schleierhaft, wie eine „der Umwelt verpflichtete Partei das Projekt behindern und torpedieren“ könne. Auch der Münchner CSU tritt Ude kräftig ans Schienbein: Weil die als „Anti-München-Partei“ neuerdings auch gegen den von der Rest-CSU geforderten zweiten Tunnel sei.
Willi Bock