Prominenten-Gräber in München: Wem die (Kranz-)Ehre gebührt

Münchens Alt-OB Hans-Jochen Vogel und Liesl Karlstadt bekommen aufs Grab Grüße von der Stadt. Helmut Fischer, Erich Kästner oder Annette Kolb nicht - warum ist das so?
von  Nina Job
Münchens Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD) liegt auf dem Bogenhausener Friedhof begraben - zusammen mit seinen Eltern Hermann und Caroline. Der frühere SPD-Chef starb am 26. Juli 2020 im Alter von 94 Jahren. Er holte die OlympischenSommerspiele 1972 in die Stadt - und prägte München an vielen Stellen.
Münchens Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD) liegt auf dem Bogenhausener Friedhof begraben - zusammen mit seinen Eltern Hermann und Caroline. Der frühere SPD-Chef starb am 26. Juli 2020 im Alter von 94 Jahren. Er holte die OlympischenSommerspiele 1972 in die Stadt - und prägte München an vielen Stellen. © Daniel von Loeper

München - Gelbes Laub rieselt von den Bäumen, verhakelt sich in den schmiedeeisernen Kreuzen und legt sich sanft über die frischen Blumen auf den Gräbern. Ein Gang über den Friedhof hat in diesen Tagen den melancholischen Zauber welkender Schönheit.

Allerheiligen: Wer bekommt Grüße von der Stadt aufs Grab?

Trotz Kälte und Dauerregen ließen sich die Münchner auch heuer nicht davon abhalten, an Allerheiligen ihre verstorbenen Angehörigen auf den Friedhöfen zu besuchen. Manch einer spaziert auch gern zu den Gräbern prominenter Münchner. Eine besonders hohe Promi-Dichte hat bekanntermaßen Münchens kleinster Friedhof in Bogenhausen mit seinen gerade mal 240 Grabstätten.

Der Friedhof Bogenhausen an der Kirche St. Georg wurde schon im 9. Jahrhundert angelegt. Er ist mit 0,22 Hektar der kleinste Münchner Friedhof.
Der Friedhof Bogenhausen an der Kirche St. Georg wurde schon im 9. Jahrhundert angelegt. Er ist mit 0,22 Hektar der kleinste Münchner Friedhof. © Daniel von Loeper

Kranz von der "Landeshauptstadt München" für Alt-OB Vogel 

Dort liegt seit vorigem Jahr auch der große SPDler und Alt-OB Hans-Jochen Vogel, er starb am 26. Juli 2020. Auf dem großen Grabstein sind die Frauentürme eingraviert, der Olympiaturm und das berühmte Zeltdach des Olympiastadions. Die Stadt hat einen Kranz geschickt. Auf der schwarz-gelben Schleife stehen nur zwei Worte: "Landeshauptstadt München".

Blumengrüße gibt's auch für Oskar Maria Graf,  Hans Knappertsbusch und Liesl Karlstadt 

Auch für ein paar andere berühmte Verstorbene gibt es Blumengrüße von der Stadt: für den großen Schriftsteller Oskar Maria Graf oder den von den Münchnern sehr verehrten Dirigenten Hans Knappertsbusch. Auch unter dem schmiedeeisernen roten Herz am Grab von Liesl Karlstadt liegt eine Ehrerweisung.

Ein aufklappbares rotes Herz ziert das Grab von Liesl Karlstadt alias Elisabeth Wellano (1892-1960). Die gebürtige Schwabingerin war Soubrette, Schauspielerin und Kabarettistin - und legendär mit Karl Valentin.
Ein aufklappbares rotes Herz ziert das Grab von Liesl Karlstadt alias Elisabeth Wellano (1892-1960). Die gebürtige Schwabingerin war Soubrette, Schauspielerin und Kabarettistin - und legendär mit Karl Valentin. © Daniel von Loeper

Kein Kranz für Kästner, Dietl, Fassbinder oder Eichinger 

Die überwiegende Mehrheit der Künstler, Politiker und anderen Prominenten geht allerdings leer aus: Darunter die Schriftstellerin Annette Kolb, die nur einen Steinwurf vom Friedhof gewohnt hat - ihr Grab bleibt von der Stadt unbedacht.

Dasselbe gilt für Erich Kästner, dessen Bücher im Dritten Reich verbrannt wurden oder die Kult-Regisseure Rainer Werner Fassbinder und Helmut Dietl, den Dramatiker Tankred Dorst oder Filmproduzent Bernd Eichinger - kein Kranz, kein Gruß von der Stadt. Helmut Fischer alias Monaco Franze geht ebenfalls leer aus genau wie der Pionier in der Erforschung des Erdmagnetismus, Astronom Johann von Lamont.

Ein alter Zierahorn und ein schlichter Grabstein: Hier liegt Rainer Werner Fassbinder. Der Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor wurde 1945 in Bad Wörishofen geboren und starb 1982 in München.
Ein alter Zierahorn und ein schlichter Grabstein: Hier liegt Rainer Werner Fassbinder. Der Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor wurde 1945 in Bad Wörishofen geboren und starb 1982 in München. © Daniel von Loeper

Was hat das zu bedeuten? Was sind die Kriterien, fragt sich manch Friedhofsbesucher. Ein Stadt-Sprecher: An Allerheiligen seien insgesamt rund 90 Kränze niedergelegt worden an Gräbern von Ehrenbürgern sowie an Denkmälern.

München gibt pro Jahr 30.000 Euro für Kränze und Gestecke aus

60 Männer und Frauen haben seit 1818 die Ehrenbürgerwürde verliehen bekommen, weil sie sich in besonderem Maße um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben.

Alt-OB Vogel gehört dazu, Knappertsbusch auch, Liesl Karlstadt eigentlich nicht, trotzdem hat sie einen Kranz bekommen. Laut Stadtsprecher gibt München im Jahr rund 30.000 Euro für Kränze und Gestecke aus aktuellen und individuellen Anlässen für bekannte, verdiente Persönlichkeiten aus.

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