Prominenten-Gräber in München: Wem die (Kranz-)Ehre gebührt

München - Gelbes Laub rieselt von den Bäumen, verhakelt sich in den schmiedeeisernen Kreuzen und legt sich sanft über die frischen Blumen auf den Gräbern. Ein Gang über den Friedhof hat in diesen Tagen den melancholischen Zauber welkender Schönheit.
Allerheiligen: Wer bekommt Grüße von der Stadt aufs Grab?
Trotz Kälte und Dauerregen ließen sich die Münchner auch heuer nicht davon abhalten, an Allerheiligen ihre verstorbenen Angehörigen auf den Friedhöfen zu besuchen. Manch einer spaziert auch gern zu den Gräbern prominenter Münchner. Eine besonders hohe Promi-Dichte hat bekanntermaßen Münchens kleinster Friedhof in Bogenhausen mit seinen gerade mal 240 Grabstätten.

Kranz von der "Landeshauptstadt München" für Alt-OB Vogel
Dort liegt seit vorigem Jahr auch der große SPDler und Alt-OB Hans-Jochen Vogel, er starb am 26. Juli 2020. Auf dem großen Grabstein sind die Frauentürme eingraviert, der Olympiaturm und das berühmte Zeltdach des Olympiastadions. Die Stadt hat einen Kranz geschickt. Auf der schwarz-gelben Schleife stehen nur zwei Worte: "Landeshauptstadt München".
Blumengrüße gibt's auch für Oskar Maria Graf, Hans Knappertsbusch und Liesl Karlstadt
Auch für ein paar andere berühmte Verstorbene gibt es Blumengrüße von der Stadt: für den großen Schriftsteller Oskar Maria Graf oder den von den Münchnern sehr verehrten Dirigenten Hans Knappertsbusch. Auch unter dem schmiedeeisernen roten Herz am Grab von Liesl Karlstadt liegt eine Ehrerweisung.

Kein Kranz für Kästner, Dietl, Fassbinder oder Eichinger
Die überwiegende Mehrheit der Künstler, Politiker und anderen Prominenten geht allerdings leer aus: Darunter die Schriftstellerin Annette Kolb, die nur einen Steinwurf vom Friedhof gewohnt hat - ihr Grab bleibt von der Stadt unbedacht.
Dasselbe gilt für Erich Kästner, dessen Bücher im Dritten Reich verbrannt wurden oder die Kult-Regisseure Rainer Werner Fassbinder und Helmut Dietl, den Dramatiker Tankred Dorst oder Filmproduzent Bernd Eichinger - kein Kranz, kein Gruß von der Stadt. Helmut Fischer alias Monaco Franze geht ebenfalls leer aus genau wie der Pionier in der Erforschung des Erdmagnetismus, Astronom Johann von Lamont.

Was hat das zu bedeuten? Was sind die Kriterien, fragt sich manch Friedhofsbesucher. Ein Stadt-Sprecher: An Allerheiligen seien insgesamt rund 90 Kränze niedergelegt worden an Gräbern von Ehrenbürgern sowie an Denkmälern.
München gibt pro Jahr 30.000 Euro für Kränze und Gestecke aus
60 Männer und Frauen haben seit 1818 die Ehrenbürgerwürde verliehen bekommen, weil sie sich in besonderem Maße um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben.
Alt-OB Vogel gehört dazu, Knappertsbusch auch, Liesl Karlstadt eigentlich nicht, trotzdem hat sie einen Kranz bekommen. Laut Stadtsprecher gibt München im Jahr rund 30.000 Euro für Kränze und Gestecke aus aktuellen und individuellen Anlässen für bekannte, verdiente Persönlichkeiten aus.