Promi-Wirt Bachmaier belastet Freundin

Promi-Wirt Bachmaier beteuert seine Unschuld. Die Drogen-Szene in der Schickeria muss nun zittern.
München - Am Tag danach war Hugo Bachmaier (53) beschäftigt. Beim Anwalt. Es galt, die Vorfälle vom Mittwochabend aufzuarbeiten. Da war die Polizei in Bachmaiers Lokal an der Leopoldstraße und in sein Haus in Feldmoching gestürmt: Eine groß angelegte Drogen-Razzia (AZ berichtete). Die Beamten wurden fündig. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum spektakulären Fall.
Wie lief die Razzia ab?
Gegen 18 Uhr rücken 40 Polizisten zum „Bachmaier Hofbräu” an, zeitgleich wird die Wohnung, das Auto und die Garage des Szene-Wirts von Drogenfahndern durchsucht. Bachmaier ist in seinem Lokal in Schwabing. Er muss sich ausziehen und absuchen lassen – wie auch seine Lebensgefährtin und die weiteren 54 Menschen im Lokal: bis auf zwei Gäste vorwiegend Personal für ein Sommerfest, das am Abend steigen sollte. Der Wirt wird vorläufig festgenommen und muss mit zur Polizei. Nach seiner Vernehmung lässt ihn die Polizei gehen. Mit einer Haaranalyse lässt sich nachweisen, ob er zum Beispiel regelmäßig kokst.
Wie ging die Nacht weiter?
Gäste, die aufs Fest kommen wollten, überbrückten die dreistündige Wartezeit (so lange dauerte die Razzia) im „Roxy” – und ersparten sich so eine Kontrolle. Gegen 22 Uhr tauchte Bachmaier wieder in seinem Lokal auf. Der AZ sagte er, man habe nichts gefunden: „Auch nicht bei meinen Angestellten. Man kann nicht wissen, was manch einer in seiner Handtasche dabei hat. Ich bin vielleicht erleichtert.” Das Fest fand statt, kam aber mühsam in Gang. Gogo-Girls an Stangen verrenkten sich; so richtig Stimmung wollte nicht aufkommen. Am Stammtisch saßen Gäste wie Trachten-Tycoon Axel Munz („Angermaier”), auch Abi Ofarim und „Porsche-Michi” (Michael Wehnert) waren da. Um zwei Uhr früh wurde aufgestuhlt. Bachmaier war da längst wieder weg.
Was wurde gefunden?
In Bachmaiers Wohnung in Feldmoching, die er sich mit seiner Lebensgefährtin Aline Lettow teilt, fand die Polizei mehrere Gramm Kokain. Die Ermittler gehen davon aus, dass das weiße Pulver zum Eigenkonsum gedacht war – und nicht etwa zum Weiterverkauf.
Wie geriet Bachmaier ins Visier?
Seit Dezember ermittelte die Polizei gegen einen Schwabinger Dealer, der die Schickeria mit Koks versorgt hat. Der Dealer wurde von der Polizei abgehört, Bachmaier soll zwei Mal bei ihm Koks bestellt haben. Die Drogenfahnder haben vielen Kunden des Dealers einen Überraschungsbesuch abgestattet. Nach AZ-Informationen wurden sie in den meisten Fällen auch fündig. Die Ermittlungen gehen aber weiter. Die feine Kundschaft des Schickeria-Dealers muss zittern. Denn die Münchner Fahnder gelten als Hardliner: Kein öffentlicher Drogenhandel, kein öffentlicher Konsum! Fast 70 Polizisten arbeiten im Dezernat 8. Sie unternehmen Observationen und Razzien, dazu 500 Wohnungsdurchsuchungen pro Jahr. In der Szene geht die Angst um. Viele Namen der Kunden, die beim überführten Dealer kauften, sind der Polizei bekannt.
Wie reagiert Bachmaier?
Er leugnet, dass das weiße Pulver ihm gehört. Damit will er offenbar versuchen, den Verdacht auf seine Lebensgefährtin Aline Lettow zu lenken. Auch gegen sie wird ermittelt. Am Donnerstagnachmittag gab Bachmaiers Anwalt Peter J. Guttmann eine Erklärung ab. Darin heißt es: „Nach den bisherigen Erkenntnissen wurde von einer dritten Person behauptet, Herr Bachmaier habe etwas mit Drogen zu tun gehabt bzw. diese erworben. Herr Bachmaier bestreitet dieses ausdrücklich.” Es seien keine Drogen gefunden worden, „die Herrn Bachmaier zuordenbar sind.” Da der „überzeugt ist, dass sich seine Unschuld herausstellen wird, sieht er den weiteren Ermittlungen gelassen entgegen.” Die Polizei wird nun das sichergestellte Kokain auf Spuren untersuchen, die eindeutig zuordbar sind. Das können etwa Fingerabdrücke sein.
Warum kam die Polizei noch vor der Party?
Kritiker werfen der Polizei vor, der Einsatz sei sehr öffentlichkeitswirksam abgelaufen. Armin Aumüller, Chef des Drogendezernats, erwidert: „Genau das Gegenteil ist der Fall. Dafür, dass das Lokal auf der Leopoldstraße ist, können wir nichts. Und der Einsatz hätte wesentlich mehr Aufsehen erregt, wenn wir bis 23 Uhr gewartet hätten, als 300 Gäste im Lokal waren.
” Welche juristischen Folgen hat die Razzia?
Die sichergestellte Menge Koks gilt juristisch als „geringe Menge”, die wohl zum Eigenkonsum gedacht war. Das wird üblicherweise als Vergehen bewertet – nicht als Verbrechen. Rechtsanwalt Thomas Pfister: „Früher wurde schon bei kleinen Mengen mit Freiheitsentzug bestraft, der auf Bewährung ausgesetzt wurde. Heute gibt’s meist Geldstrafen, wenn alles gut geht.”
Wie reagiert Hofbräu?
Brauerei-Sprecher Stefan Hempel: „Hugo Bachmaier ist seit 2005 Wirt von Hofbräu und war bisher völlig unbelastet.” Seitdem er das ehemalige Leopold übernommen hat, habe es nie Ärger gegeben. „Sicher ist er als Promi-Wirt immer eine schillernde Figur, aber das macht ihn auch so erfolgreich”, sagt Hempel. Das Verhältnis zwischen Brauerei und Wirt sei „hervorragend”. Man warte nun ab. Hempl: „Wir vorverurteilen nicht, werden aber das Gespräch suchen.” Bachmaiers Traum, mal auf der Wiesn ein Zelt zu bekommen, dürfte sich vorerst aber kaum erfüllen.