Projekt "Radlautobahn": Von München nach Markt Schwaben

München - Wie ein Stern sieht das Netz für die sechs neuen Radschnellwege aus, wenn es einmal fertig ist. Diese mindestens drei Meter breiten Trassen führen von der Münchner Innenstadt ins Umland. Auf ihnen sollen Radler möglichst flott und sicher vorankommen. Für die Verbindung von München nach Garching laufen die Planungen bereits. Jetzt will die Stadt mit einer weiteren Route loslegen: Vom Lehel bis nach Markt Schwaben soll die neue "Radlautobahn" verlaufen, wie Kritiker das Projekt nennen.
Alle geplanten Routen erfüllen nötige Anforderungen
Insgesamt sechs Routen hatte das Mobilitätsreferat näher untersuchen lassen. Neben dem Radweg nach Markt Schwaben gab es auch Studien für Trassen nach Dachau, Oberhaching, Starnberg, Fürstenfeldbruck und einen Radlring.
Das Ergebnis: Bis auf den Radlring erfüllen alle Routen die Anforderungen und kommen für eine Förderung in Frage. Sie sollen also alle nach und nach realisiert werden.
Die Route nach Markt Schwaben eignet sich für Radschnellweg jedoch am besten und soll deshalb möglichst schnell realisiert werden, schildert Grünen-Stadtrat Christian Smolka. Er rechnet vor, dass auf dieser Route künftig täglich 6.100 Radler unterwegs sein sollen.
Mehr als 25 Kilometer soll der neue Radweg lang werden
Die Trasse soll von der Liebigstraße Richtung Luitpoldbrücke, weiter über die Prinzregentenstraße, Möhlstraße, Wehrlestraße und Denningerstraße in die Daglfinger Straße, Schichtlstraße und zum Riemer Bahnhof führen.

Dann verlässt der Radweg die Stadtgrenze und geht durch die Kommunen Feldkirchen, Heimstetten, Grub und Poing bis zum S-Bahnhalt Markt Schwaben. Insgesamt ist die Verbindung 25,3 Kilometer lang, davon liegen neun Kilometer im Stadtgebiet.
Der SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl geht davon aus, dass Radler auf der gesamten Strecke künftig ein Drittel der Zeit sparen. In einer Stunde können sie es dann laut Gradl nach Markt Schwaben schaffen. Das seien 25 Minuten weniger als heute.
Luitpoldbrücke soll künftig weniger Autospuren haben
Zwischen 25 und 27 km/h sollen die Radler unterwegs sein können, sagt Gradl - und zwar ohne ihre Sicherheit zu gefährden. Dafür werden sich einige Ecken der Stadt verändern. Zum Beispiel wird ein neuer Radweg auf der Luitpoldbrücke geschaffen. Momentan teilen sich dort Fußgänger und Radler einen Weg. Voraussichtlich muss deshalb auf der Brücke je eine Autospur entfallen.
Außerdem sind neben den Radwegen Schutzzonen eingeplant. "Radler sollen keine Vollbremsung mehr machen müssen, wenn die Tür von einem parkenden Auto aufgeht", sagt Gradl.
Das bedeutet allerdings auch, dass in engen Straßen Parkplätze wegfallen, weil sonst nicht genug Platz ist. Insgesamt wird die Stadt wohl um die 900 Parkplätze abschaffen, zum Beispiel in der Liebigstraße.
FDP: "Für Pläne müssen 90 Bäume fallen"
Der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Fritz Roth kritisiert das. Ihm wäre eine gut ausgebaute S-Bahn lieber, sagt er. Außerdem moniert Roth, dass 90 Bäume entlang des Weges fallen müssen. "Wenn Bäume für einen Radweg gefällt werden, ist das nur schwer zu vermitteln", gibt auch Gradl zu. Die Stadt solle deshalb die Linien so planen, dass möglichst wenig Fällungen notwendig sind.
Die FDP spricht trotzdem von einer "kompromisslosen Radl-Autobahn". Auch die CSU lehnt die Pläne ab. Grünen-Stadtrat Smolka findet: Von einer Autobahn könne nicht die Rede sein. Die Zeitersparnis entstehe nicht durchs Rasen, sondern, weil Radler nicht mehr alle hundert Meter an Ampeln halten müssen, sagt er. Denn auch die Schaltung werde angepasst.
Keine Einweihung vor 2026
Überzeugungsarbeit muss die Stadt aber zumindest zum Teil auch noch in den Kommunen leisten, durch die Radwege einmal führen sollen. Unter anderem im Landkreis Starnberg ist die Skepsis groß. Gradl geht davon aus, dass sich das im Laufe der Zeit ändert. Jetzt sind ohnehin erst einmal andere Trassen dran. Er rechnet nicht damit, dass erste Abschnitte vor 2026 eingeweiht werden.