Professor prellt Uni um zwei Millionen Euro

Der Wissenschaftler (69) fühlte seine Arbeit an der TU finanziell offenbar nicht ausreichend gewürdigt – darum veruntreute er Unsummen. Vor Gericht gesteht er. Das Urteil.
von  Torsten Huber
Der pensionierte Professor Klaus B. im Münchner Landgericht: Seine wissenschaftliche Arbeit habe man nicht genügend honoriert.
Der pensionierte Professor Klaus B. im Münchner Landgericht: Seine wissenschaftliche Arbeit habe man nicht genügend honoriert. © th

Der Wissenschaftler (69) fühlte seine Arbeit an der TU München finanziell offenbar nicht ausreichend gewürdigt – darum veruntreute er Unsummen. Vor Gericht gesteht er und bekommt Bewährung.

München - Bei einem Jahresgehalt von über 100000 Euro ging es dem Professor Klaus B. (69) wahrlich nicht schlecht. Dennoch hat er seine ehemalige Lehrstätte, die Technische Universität München mit Sitz in Garching, um 2,3 Millionen Euro geprellt. Wegen 141 Fällen der Untreue stand der Wissenschaftler für Technische Informatik jetzt vor dem Münchner Landgericht. Über seine Verteidiger Stephan Beukelmann und Maximilian Warntjen legte er ein Geständnis ab: „Professor B. bedauert sein Verhalten zutiefst. Damit ist sein Lebenswerk mit einem Makel versehen.“

Seine Karriere hatte der Mann, der später zu einer Koryphäe für Informatik und Regeltechnik werden sollte, nach der Promotion 1973 an einer Universität in Baden-Württemberg begonnen. 1992 wurde er nach München berufen. 30 Wissenschaftler arbeiteten unter ihm. In der freien Wirtschaft hatte er ein guten Ruf: „Ich habe Angebote von Siemens in leitender Position nicht angenommen.“

Dafür hat er laut Anklage für den Elektro-Giganten nebenbei schwarzgearbeitet. Im Sommer schloss er mit Siemens Verträge – die er dann völlig dreist unter dem Namen der TU laufen ließ oder unter dem so genannten „Institut für Informatik“ mit Sitz an der TU in Garching. Der Forscher sollte eine Reihe von elektronischen Geräte testen. Wie bei Professoren üblich, machte nicht er die Arbeit: Seine Wissenschafter mussten ran. Die Uni-Leitung hätte so etwas nie genehmigt. Klaus B. kassierte allein von Siemens fast 400000 Euro.

Für das High-Tech-Unternehmen EADS in Unterschleißheim ist Klaus B. ebenfalls tätig gewesen, hier kassierte er 274000 Euro.

Bis 2009 nahm der Professor über 133 Aufträge für ein Labor in der TU in Garching an. Verschiedene Firmen ließen ihre Steuerungseinheiten in der Universität prüfen und testen. Dafür soll der Angeklagte nach Erkenntnis der Ermittler pro Auftrag zwischen 200 bis 11520 Euro kassiert haben. Über die Jahre flossen so über 400000 Euro auf das Privatkonto des Angeklagten. Steuern hat der Angeklagte und Vater einer Tochter dafür auch nicht abgeführt.

Der Vorsitzende Richter Anton Winkler zeigte sich entsetzt über diese Dreistigkeit. Er hielt dem Angeklagten vor: „Sie haben ein langes, erfolgreichen Leben geführt. Warum entwickelt so ein Mensch, der so im Mittelpunkt steht, ein zweites kriminelles Leben? Das widerspricht sich.“ Der Angeklagte deutete an, dass seine hervorragende Arbeit an der Uni sich nicht auf sein Gehalt ausgewirkt habe: „Mit keinem Cent mehr.“

Seine Ehe ging inzwischen in die Brüche, der Professor ist finanziell ruiniert. Seine Pensionsbezüge von 6000 Euro werden ihm gestrichen. In Zukunft bekommt er eine Rente von knapp 2000 Euro.

Das Geständnis und die Schadenswiedergutmachung wertete ihm das Gericht hoch an. Urteil: zwei Jahre mit Bewährung – und als Auflage muss er 36000 Euro (720 Tagessätze) an die Staatskasse zahlen.

 

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