Pro und Kontra: Tempo 30 in der Stadt

Pro von Julia Lenders:
Eine Londoner Langzeitstudie hat gezeigt: Die 20-Meilen-Zonen (das entspricht 32 km/h) retten in der britischen Hauptstadt jedes Jahr 200 Menschen das Leben. Seit ihrer Einführung ging die Zahl der Verkehrsopfer innerhalb von 20 Jahren um 42 Prozent zurück. Diese Zahlen sprechen für sich.
Und da gibt es noch eine andere Zahl, die selbsterklärend ist: Laut KVR gilt bei 80 Prozent des Münchner Straßennetzes schon jetzt Tempo 30. Insofern zielt die Behörde mit ihrem Vorstoß nur darauf ab, das zur Regel zu machen, was ohnehin weitgehend Praxis ist.
Glaubt wirklich jemand, das KVR hegt den Geheimplan, die Autos auf zentralen Verkehrsadern radikal auszubremsen? Damit alle länger im Stau stehen und Feinstaub in die Luft pusten? Blödsinn. Dagegen gibt es auch in München noch Straßen, in denen Tempo 30 nur angemessen wäre. Bisher muss die Stadt erst nachweisen, dass ein Limit dort wirklich nötig ist. Andersrum macht die Beweislast mehr Sinn. Und würde zeigen: Vorfahrt hat die Sicherheit.
Kontra von Rudolf Huber:
Nicht dass Sie jetzt meinen, ich hätte den Contra-Part gewählt, weil ich damit eine persönliche Rechnung begleichen möchte. Nein, ich hatte das letzte Blitz-Erlebnis in einer 30er-Zone vor etwa vier oder fünf Jahren. 15 Euro waren’s damals. Das löst keine nachhaltigen Antipathien aus.
Nein, mir geht es um etwas ganz anderes. Ich finde, dass Tempo 30 vielleicht im Sträßchengewirr der Altstadt oder im kinderreichen Siedlungs-Idyll Sinn macht. Aber nur dort. Und nicht auf breiten, gut ausgebauten Straßen durch die City. Schon Kleinwagenfahrer empfinden dort 30 Stundenkilometer über eine längere Strecke als nervig. Vom höheren Verbrauch und Lärm wegen des niedrigeren Ganges mal ganz abgesehen.
Rund 80 Prozent des Münchner Straßennetzes sind schon jetzt auf 30 Sachen limitiert, heißt’s im KVR. Na also, das reicht doch wohl. Schließlich ist München schon jetzt in Sachen Unfälle die sicherste Großstadt Deutschlands.