Pro Sieben verdrängt Christkindlmarkt

Weil der Fernsehsender auf der Praterinsel feiert, fällt der Markt dort dieses Jahr aus
MÜNCHEN Manchmal, wenn Glühweinduft in der Luft lag, sich die Lichter in der eiskalten Isar spiegelten und Schneeflocken auf die Standl rieselten, dann fühlte man sich auf der Praterinsel wie in einem schnulzigen Weihnachtsfilm. Seit Jahren lockte der Christkindlmarkt am Deutschen Museum hunderte Münchner mit seiner besonderen Atmosphäre. Auch deshalb, weil es auf der Praterinsel immer ein bisserl romantischer und ein wenig gelassener zuging als beim großen Markt auf dem Marienplatz.
Doch das war einmal: Die Münchner müssen sich heuer andernorts in Weihnachtsstimmung bringen. Den Christkindlmarkt auf der Praterinsel wird’s in dieser Adventszeit nicht mehr geben. „Der Betrieb hätte sich für uns schlichtweg nicht mehr gelohnt“, erklärt Medhat Abdelati von der Veranstaltungsagentur des Marktes. Dabei hatten sich bis zuletzt sehr viele Händler um Plätze auf dem beliebten Markt auf der Insel beworben.
Neben Problemen mit den Stellplätzen (Parkplätze auf der Praterinsel sind sehr knapp), ist dafür in erster Linie Pro Sieben verantwortlich. Da der Münchner Fernsehsender an einem der vier Adventswochenenden die komplette Praterinsel für eine Weihnachtsfeier gemietet hat, hätten die Händler nur an drei Adventswochenenden ihre weihnachtlichen Produkte feil bieten können: „Da aber die Wochenenden traditionell die stärksten Verkaufstage sind, macht der Betrieb keinen Sinn mehr“, erklärt Abdelati.
Ärgern wird das vor allem Münchens Nachtschwärmer. Der Christkindlmarkt auf der Praterinsel wurde unter anderem für seine langen Öffnungszeiten geschätzt. Wenn am Marienplatz bereits die Lichter ausgingen, tummelten sich auf der Praterinsel immer noch Dutzende Münchner vor den knapp 30 Standln. Bis 22 Uhr konnte man am Deutschen Museum Glühwein trinken – und dann gleich weiterziehen in die Clubs und Discos der Stadt.
Hoffnungsschimmer für alle Freunde der traditionsreichen Veranstaltung, die bereits vor zwei Jahren pausierte, weil die Veranstalter zu wenig Personal gefunden hatten: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass es den Christkindlmarkt im kommenden Jahr wieder geben wird“, sagt Abdelati.
Daniel Aschoff