Prekär beschäftigte Putzkolonnen: Reinigung in Münchner Kliniken wird teurer

München - Outsourcing - so nennt man es, wenn Unternehmen Aufgaben an externe Dienstleister vergeben. Ziel ist: Geld sparen. Doch dieses Ziel hat die München Klinik, das städtische Unternehmen, das fünf Krankenhäuser verwaltet, offensichtlich verfehlt. Seit Jahren vergibt die Gesellschaft die Reinigung ihrer Flächen an externe Unternehmen. In den nächsten Jahren rechnet die München Klinik allerdings damit, dass das wesentlich teurer wird.
Bis 2029 sollen nach deren Einschätzungen 46 Millionen Euro mehr anfallen als bisher, um die Krankenhäuser sauber zu halten. So geht es aus einer nichtöffentlichen Sitzungsunterlage des Stadtrats hervor, die der AZ vorliegt.
Hygiene, Tarif, Neuausschreibung: Reinigungskosten steigen um 56 Prozent
Die Reinigung der Krankenhäuser wird damit um 56 Prozent teurer. Grund dafür sei eine Neuausschreibung der Leistung für zwei Standorte. Auch künftige Tarifabschlüsse wurden demnach eingerechnet - ebenso wie die höheren Hygieneanforderungen, die seit Corona gelten.
Stefan Jagel von der Linken bezweifelt aufgrund dieser Zahlen, ob das Outsourcing der Reinigungskräfte noch Sinn hat. In einem Antrag fordert er nun, dass die Putzleute wieder in die München Klinik eingegliedert werden sollen.
Um das zu ermöglichen, soll das Gesundheitsreferat einen Stufenplan erarbeiten und aufzeigen, wie die Beschäftigten Schritt für Schritt zurückgeholt werden könnten - etwa, wenn ihre Verträge auslaufen.
Besonders Angestellte externer Firmen sind von Altersarmut betroffen
Derzeit verdienen die Reinigungskräfte laut Stefan Jagel 11,77 Euro pro Stunde. Mit einem Tarifvertrag in einem städtischen Unternehmen könnten es seiner Einschätzung nach 1,26 Euro pro Stunde mehr sein. In einer teuren Stadt wie München ist es zwar auch damit schwer, die Miete zu bezahlen. Das gibt Jagel zu. Allerdings haben Beschäftigte im öffentlichen Dienst durch die Zusatzversorgung einen höheren Rentenanspruch. Sie seien deshalb nicht so von Altersarmut betroffen wie Beschäftigte in externen Firmen, begründet Jagel seinen Antrag.
Es ist nicht das erste Mal, dass er fordert, dass die Stadt mit ihren Unternehmen Outsourcing beenden soll. Im April hatte er den Antrag gestellt, dass nicht länger externe Sicherheitsdienste Sozialbürgerhäuser und Rathaus bewachen sollen, sondern Menschen, die bei der Stadt angestellt sind.
Damals rechnete er aus, dass ein Sicherheitsmann, der mit 67 in Rente geht und bei einer privaten Firma beschäftigt war, eine Rente von 930 Euro erhält. Wäre er im öffentlichen Dienst beschäftigt gewesen, hätte er 1.110 Euro bekommen.
Auch Hausmeister sind oft keine Angestellten der Stadt
Ähnliche Rechnungen könnte Linken-Stadtrat Jagel für Hausmeister aufstellen, die in städtischen Wohnanlagen nach dem rechten sehen - denn auch die seien oftmals nicht bei der Stadt selbst beschäftigt, sagt er der AZ.
Vertretbar sei Outsourcing aus seiner Sicht nur, wenn es um einzelne Aufträge geht, die die Stadt an externe Firmen vergibt. Personal, das aber dauerhaft für die Stadt tätig ist, sollte auch die Vorteile genießen können - zum Beispiel die Altersvorsorge, findet er.
Sicherheitspersonal: Städtischer Wachdienst zu teuer?
Zumindest beim Sicherheitspersonal hatte dies vor Jahren auch die SPD gefordert. Die Stadt lehnte dies jedoch aus Kostengründen ab. Statt 13,5 Millionen Euro sollte ein städtischer Wachdienst 30 Millionen Euro kosten.
Stefan Jagel hält diese Zahlen des Kommunalreferats für deutlich zu hoch gegriffen. Eigentlich hätte der Stadtrat bereits im April entscheiden müssen, wie es mit dem Sicherheitsdienst weitergeht. Doch die Stadträte vertagten die Entscheidung damals in den Herbst.