Posse um Szene-Wirt: Hugo Bachmaiers Telekom-Drama

Hugo Bachmaier wollte den Anbieter wechseln, hat jetzt drei WLAN-Anschlüsse, zahlt viel Geld für nix und sein Ansprechpartner ist abgetaucht: "Eine hundsgemeine Abzocke".
kim |
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"Die größte Unverschämtheit, die ich je erlebt habe": Wirt Hugo Bachmaier fühlt sich von der Telekom reingelegt.
"Die größte Unverschämtheit, die ich je erlebt habe": Wirt Hugo Bachmaier fühlt sich von der Telekom reingelegt. © imago/APress

Er hat in seinem Leben schon viel erlebt - und auch erlitten. Doch so "verarscht und abgezockt" hat sich Münchens Szene-Wirt Hugo Bachmaier (wurde gerade 63) noch nie gefühlt.

WLAN-Drama: Wechsel von Vodafone zur Telekom

Was so Fürchterliches passiert ist? Er wollte einen neuen WLAN-Anschluss. Angefangen hat das ganze Drama vor über einem Jahr, Anfang Januar, also vor Corona. Für sein Wirtshaus Bachmaier Hofbräu in der Leopoldstraße und die vielen internet-freudigen Gäste wollte er einen funktionierenden Anschluss. "Ich hatte zwar schon zwei WLAN-Anschlüsse - einen von M-Net und einen Zehn-Jahres-Vertrag mit Vodafone, aber mit dem Internet ruckelte es. Viele Wirte-Kollegen empfahlen mir den Wechsel zur Telekom", so Bachmaier im AZ-Gespräch.

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Er recherchierte, erkundigte sich und fand in einem Telekom-Mitarbeiter Peter (Name geändert), Vertriebsbeauftragter für kleinere und mittlere Unternehmen, den Mann seines Vertrauens. Dachte er zumindest. Die Männer trafen sich, besprachen alles, waren per Du. "Es war vereinbart, dass er sich um alles kümmert", so Bachmaier. "Er versprach mir, die Verträge mit M-Net und Vodafone fristgerecht zu kündigen, ich gab ihm alle nötigen Unterlagen, ein Sepa-Lastschrift-Mandat, einfach alles von mir. Es sollte ein reibungsloser Wechsel werden."

Drei WLAN-Anschlüsse im gelockdownten Bachmaier Hofbräu

Drei Mal WLAN: Bachmaier Hofbräu.
Drei Mal WLAN: Bachmaier Hofbräu. © imago images/Stefan M Prager

Von wegen. Am 15. Mai 2020 unterschrieb Bachmaier den Auftrag zum Anbieterwechsel - die alten Anschlüsse hätten zum Oktober 2020 (M-net) und zum Januar 2021 (Vodafone) enden sollen. Was stattdessen folgte: Ein anderer Telekom-Mitarbeiter tauchte bei Bachmaier im Schwabinger Lokal auf und richtete den WLAN-Anschluss der Telekom ein. "Spätestens zum Januar 2021 hätte der letzte alte Anschluss gekündigt sein sollen. Als ich merkte, dass ich für alles weiterzahle, fragte ich nach und erfuhr, dass überhaupt nix passiert ist."

400 Euro im Monat für nix

Schlimmer noch: Bachmaier hat nun drei WLAN-Anschlüsse im gelockdownten Wirtshaus: "Als ob Corona nicht reichen würde, jetzt das. Insgesamt zahle ich 400 Euro im Monat für nix. Ich fühle mich reingelegt - und hilflos. Es ist die größte Unverschämtheit, die ich je erlebt habe. Eine hundsgemeine Abzocke!" Als er sah, dass die alten Verträge nicht gekündigt wurden, kontaktierte er Duz-Freund Peter.

"Er hob nicht ab, war abgetaucht. Auch die Mitarbeiterin, die er mal dabei hatte, war spurlos verschwunden. Ich dachte, ich sei verrückt geworden. Telekom, Vodafone, M-Net - niemand wusste von nix." Also mailte Hugo dem verschwundenen Peter. Die Antwort folgte jetzt, überraschend in Sie-Form: "Mein Zuständigkeitsbereich hat sich innerhalb der Telekom geändert. Ich bin dahingehend leider nicht mehr der richtige Ansprechpartner für Sie."

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22 Kommentare
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  • dakaiser am 18.01.2021 09:44 Uhr / Bewertung:

    Das ist ja so eine Frechheit! Gut, dass das öffentlich gemacht wird! 400.- im Monat sind schon viel,
    wenn man nichts verdienen darf. Bitte berichtet weiter über diesen Fall und wie es dem prominentesten Wirt Münchens geht.

  • Kadoffesalod am 17.01.2021 13:36 Uhr / Bewertung:

    Die Deutsche Telekom hat einzig und alleine nur das Interesse, den Leuten möglichst langfristige Telekommunikationsverträge zu verkaufen und das Ganze rechtssicher festzunageln damit man die Gebühren einnehmen und zur Not einklagen lassen kann.

    Die Verträge werden seitens der Telekom nicht nur verkauft. Seit vielen Jahren wird mit der Vertriebsmethode der "untergeschobenen Verträge" gearbeitet. Durch in- und externe Call-Center werden den Leuten teure Tarife untergeschoben. Das heisst, der Vertriebler tut so als hätte der betreffende Kunde zu einem Tarifwechsel oder einer Erweiterung zugestimmt, und gibt das ins Bestellsystem so ein. Zur Tarnung erfolgte dafür tatsächlich ein Anruf, bei dem irgendwas Belangloses erzählt wird. In anderen Fällen wurde Kunden ein Vertrag untergeschoben, die im Telekom-Shop nur eine technische Frage zu ihrem bestehenden Anschluß hatten. Auch wurden bei Veranstaltungen die Teilnehmer von Gewinnspielen auf diese Weise mit neuen Telekomverträgen beglückt.

  • Max Merkel am 17.01.2021 13:31 Uhr / Bewertung:

    Das hätte ich ihm sofort sagen können. Nix ist bei uns komplizierter als ein Anbieterwechsel. Viele Bekannte von mir sagen das Gleiche. Wenn man dann noch von M-Net u. Vodafone zur Telekom wechseln will ist das die TOTALE Höchststrafe, das kann praktisch nie funktionieren. Ist leider so.

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