Poschinger-Prozess: Plante er Massenmord?

Maria N. (32) sagt gegen ihren Noch-Ehemann aus: Der mutmaßlicheTäter wollte angeblich zehn Menschen umbringen, um an ihre Autos zu kommen.
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Maria N. (32), die Noch-Ehefrau des Angeklagten. Auch sie hat ausgesagt.
Daniel von Loeper Maria N. (32), die Noch-Ehefrau des Angeklagten. Auch sie hat ausgesagt.

Maria N. (32) sagt gegen ihren Noch-Ehemann aus: Der mutmaßlicheTäter wollte angeblich zehn Menschen umbringen, um an ihre Autos zu kommen.

MÜNCHEN Gänsehaut im Gerichtssaal: Gestern trat Maria N. (32, Name geändert), die Noch-Ehefrau des Angeklagten Rainer H., in den Zeugenstand – und schockierte mit ihrer Aussage über ihren Ex.

Bei einem Spaziergang habe der ihr bereits 2008 von seinem Plan berichtet, einen Autoverkäufer zu ermorden. Auffallend ist, dass dabei viele Details mit der späteren Tat übereinstimmen: So habe Rainer H. im Internet jemanden suchen wollen, um dann auf der Probefahrt zur Bank an einer Landstraße zu halten, den Verkäufer aussteigen zu lassen und ihn dann zu erschießen.

Sogar die Polizei schaltete Maria N. damals ein – und wurde offenbar nicht ernst genug genommen. Vor Gericht erzählt sie, wie sie auch ihre Familie in die Mordphantasien ihres Mannes einweihte. Als die Tat bekannt wird, geht sie zur Polizei in Dachau. Noch während ihrer Aussage meldet sich ihr Bruder telefonisch und verweist auf einen Online-Zeitungsartikel: „Da steht jetzt Rainer H.!“ Die erste Reaktion von Maria N.: „Ich hab’s euch doch gesagt!“

Im Zeugenstand enthüllt sie dann aber noch monströsere Absichten ihres Mannes: Der habe ihr von einer Tiefkühltruhe erzählt, in der man zehn Leichen einlagern könne. Dann rechnete Rainer H. ihr vor, dass das bei 50000 Euro pro Auto eine halbe Million Euro ergebe. Dirk von Poschinger-Camphausen hatte er laut Staatsanwalt am 14. Januar 2010 ermordet, um an seinen Audi A8 zu kommen.

Laut Spurensicherung habe Rainer H. dies mit 12 bis 14 Schüssen getan. Dies sei ein Indiz für die Täterschaft ihres Mannes, mutmaßt Maria N. Die möglicherweise 13 Schüsse seien „ein Gruß an mich“ gewesen, behauptet sie. Hintergrund: Die Zahl 13 habe eine besondere Bedeutung für das Paar gehabt, komme unter anderem in Geburts- und Hochzeitstagen vor.

Während sie das sagt, verzieht der Angeklagte Rainer H. kaum eine Miene. Auch nicht, als sie Details aus der Ehe berichtet: Maria N. erzählt vom starken Sexualtrieb ihres Mannes. Immer wieder habe er Freundinnen angebaggert, sogar ihre Schwester und ihre Mutter seien vor seinen Avancen nicht sicher gewesen.

Seine ältere Tochter, heute 11 Jahre alt, habe er einmal an den Haaren die Treppe hinaufgeschleift. Als es im August 2008 zum endgültigen Bruch in der Beziehung gekommen sei, soll er Maria N. laut ihrer Aussage auch ungefähr zehn Mal mit dem Tode gedroht haben. Dabei ging es wohl auch um einen Online-Betrugsfall, bei dem sie offenbar eine Mitwisserin war: Rainer H. soll als „Dr. Berger“ Elektroartikel bei Ebay verkauft haben – die er gar nicht besaß.

In ihrer langen Aussage schildert sie auch positive Seiten ihres Noch-Ehemannes, den sie 1999 heiratete und mit dem sie seit Ende 2008 in Scheidung liegt. Großzügig sei er gewesen und erst seit einer Krise seiner Firma 2004 ein anderer Mensch geworden. Als sie ihn auf die Waffen in seiner Garage ansprach, behauptete er, dass die zur Verteidigung der Familie bestimmt seien: sieben Pistolen mit 10000 Schuss Munition.

Die Staatsanwältin glaubt, dass Rainer H. die Tat auch begangen hätte, wenn man ihm diese Waffen abgenommen hätte. Zeugenaussagen seien natürlich oft wertend: „Was aber unverrückbar ist, sind die DNA-Spuren und die Daten der Telekommunikation. Die Beweislage ist erdrückend – entweder hat er die Akten nicht gelesen oder nicht verstanden.“John Schneider

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