Poschinger-Mord: Die Details des blutigen Verbrechens

Am Dienstag beginnt der Prozess um die Ermordung von Dirk von Poschinger-Camphausen. Der Familienvater starb, als er sein Luxusauto verkaufen wollte. Das Urteil soll Anfang Dezember fallen.
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Angeklagter Rainer H.
Polizei 3 Angeklagter Rainer H.
Auslöser der Bluttat: Der schwarze Audi von Poschinger
AZ 3 Auslöser der Bluttat: Der schwarze Audi von Poschinger
13 Mal wurde mit dieser Waffe auf das Opfer gefeuert
AZ 3 13 Mal wurde mit dieser Waffe auf das Opfer gefeuert

MÜNCHEN - Am Dienstag beginnt der Prozess um die Ermordung von Dirk von Poschinger-Camphausen. Der Familienvater starb, als er sein Luxusauto verkaufen wollte. Das Urteil soll Anfang Dezember fallen.

Diese Bluttat hat die Münchner erschüttert: Der zweifache Vater Dirk von Poschinger-Camphausen († 36) wurde erschossen. Sein Mörder hatte es auf den Luxuswagen des Managers abgesehen. Am heutigen Dienstag um 9.30 Uhr beginnt im Landgericht München 1, Landgericht, Saal A 101, der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter. Rainer H. (40) ist angeklagt wegen Mordes, falscher Verdächtigung, Verstoß gegen das Waffengesetz, Falschbeurkundung und Urkundenfälschung.

Die Staatsanwaltschaft München I ist überzeugt, dass Rainer H. schon seit mindestens 2008 vorhatte, den Besitzer eines Luxusautos zu ermorden und den Wagen weiterzuverkaufen. In akribischer Kleinarbeit wurden die monatelangen Vorbereitungen der Tat vom Januar durchleuchtet.

Der Angeklagte lässt sich bisher von dem lückenlosen Indiziennetz nicht erkennbar beeindrucken. Er streitet den Mord nach wie vor strikt ab. Der Prozess ist auf 14 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil kann frühestens am 3. Dezember fallen.

Die AZ dokumentiert die Details des blutigen Verbrechens. hu

13 Mal feuerte er auf sein Opfer

Die Staatsanwaltschaft will in ihren Ermittlungen erkannt haben, dass Rainer H. seit Jahren schon das Ziel verfolge, auf möglichst bequeme Art und Weise in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld zu verdienen.

Dazu soll der Hausmeister einen Strohmann mit gefälschter Identität als Geschäftsführer seiner Firma installiert haben. Er besorgte sich demnach zudem gefälschte dänische Ausweispapiere, mit denen er ein Konto eröffnete. Dadurch konnte er zum Beispiel Sim-Karten für Handys kaufen, ohne seine Identität zu offenbaren. Schon 2008 bestellte der Münchner, so die Ermittlungen, per Ebay zwei Leichensäcke für 45,30 Euro. Und er besorgte sich – natürlich ohne Waffenschein – vier Waffen und haufenweise Munition dazu.

Ende 2009 nahm Rainer H. Kontakt zu Dirk von Poschinger-Camphausen auf, der seinen Audi A8 verkaufen wollte.

Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der Hausmeister unter seinem Alias-Namen „Herr Arnold“ auftrat. Mitte Januar 2010 fuhr er mit seinem Opfer zu seinem Haus, lockte den 36-Jährigen in seine Garage und tötete ihn – mit 13 Schüssen. Die Leiche packte er in die zu diesem Zweck gekauften Säcke und legte sie in seinen VW-Bus.

H. soll sich seiner Sache so sicher gewesen sein, dass er angeblich schon für den Nachmittag des Tattages einen Verkaufstermin für den Audi vereinbart hatte. Bei seiner Festnahme versuchte er noch, den Verdacht auf einen Weilheimer Autolackierer zu lenken. Doch der war unschuldig.

Tatmotiv Audi A8

Den schwarzen Audi A8 mit Dieselmotor und Allradantrieb hatte Dirk von Poschinger-Camphausen nach Recherchen von Polizei und Staatsanwaltschaft im letzten Quartal 2009 über ein Internetportal gekauft. Der Wagen war ein Jahr alt und hatte das Frankfurter Kennzeichen „F-VP 2002“ – das stammte aus der Zeit, als Poschinger noch für die Frankfurter Niederlassung der US-Bank Morgan Stanley gearbeitet hatte.

Ab Mitte Dezember 2009 inserierte Dirk von Poschinger-Camphausen das Fahrzeug bei zwei Autoportalen: Für 53999 Euro.

Spätestens am 18. Dezember hatte der Adelige zum ersten Mal Kontakt mit „Herrn Arnold“, so der Alias-Name von Rainer H. Nach dem Mord am 13. Januar stand der schwarze Wagen ganz in der Nähe der Wohnung des mutmaßlichen Täters. Ehe er zur erkennungsdienstlichen Untersuchung gebracht wurde, entdeckte ihn die AZ direkt vor dem Polizeipräsidium.

Leichensäcke: 45,30

Am 25. Dezember 2008, gut ein Jahr vor der Tat, bestellte Rainer H. über seinen Ebay-Account zwei Leichensäcke bei einer professionellen Händlerin. Diese kosteten 45,30 Euro. Bezahlt wurde die Summe am 26. Dezember vom Privatkonto des mutmaßlichen Mörders bei der Münchner Bank. Die Ware wurde dem Angeschuldigten, so glaubt die Staatsanwaltschaft, an seine Meldeadresse geliefert und von einer Frau ausgehändigt. Die ist als Zeugin vorgesehen.

Ruger 22/45 – die Tatwaffe

Mindestens vier Schusswaffen und reichlich Munition hatte Rainer H. in seiner Laimer Garage gebunkert. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass er es war, der Dirk von Poschinger-Camphausen in seiner Garage erschossen hat. Die Tatwaffe ist eine halbautomatische Selbstladepistole Ruger, Modell 22/45, Kaliber 22.

Vermutlich war sie mit einem 19 Zentimeter langen und 2,5 Zentimeter dicken Schalldämpfer versehen.

Das Wohnhaus

In diesem Haus in Laim lebte Rainer H. bis zu seiner Festnahme. „Der rote Lieferwagen stand direkt vor dem Haus“, erzählte ein Nachbar.

Hinten in dem Kleinbus lag die Leiche von Dirk von Poschinger-Camphausen. Nur wenige Meter entfernt parkte dessen schwarzer Audi A8. Der 40-Jährige lebte getrennt von seiner Frau, arbeitete als Hausmeister oder „technischer Objektmanager“ und war, wie es in der Nachbarschaft hieß, öfter knapp bei Kasse.

Die Nachbarn von Rainer H. waren nach der Festnahme schockiert. „Er ist so ein freundlicher und hilfsbereiter Mensch“, erzählte eine Frau.

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