Popsongs als Klangperformance
Die Skeletons testen die Grenzen der Musik aus – am Donnerstag spielen sie im Sunny Red.
Die Skeletons haben den starken Hang zum Merkwürdigen. Gleich auf dem ersten Track ihres aktuellen Album „Money“ hört man einen übenden, singenden Pianisten vor der Kulisse eines gigantischen, hupenden Verkehrsstaus. Unbeirrt sucht er seine Akkorde. Während der im Lauf gehemmte Wahnsinn des modernen Lebens tobt, kommt der Pianist mit seinen zwei Akkorden auch nicht vom Fleck.
Die Musik dieser Gruppe um Matt Mehlan aus Chicago versteht man besser, wenn man nicht versucht, sie wie klassische Pop-Musik zu hören. Ihre Klangstücke sind Hör-Performances, die Szenen schaffen, Stimmungen kombinieren. Dabei kommt es bei einem Stück wie „Ripper a.k.a. The Pillows“ zum Clash der Zivilisationen, wenn die Klänge des arabischen Tonsystems aufziehen. Wenn später im Stück das Free-Jazz-Saxophon durchdreht, ist das nur ein Ausrufezeichen in polyphon übereinander geschichteten Sätzen.
„Stepper a.k.a. Work“ funktioniert über den am Reggae angelehnten Beat, der allerdings durch die Gesangslinie merkwürdig gedehnt scheint. Man kann für diese Art der radikalen Pop-Austestung Vorbilder bei vor allem deutschen Gruppen wie Can finden. Die verblüffende Erkenntnis aber ist, dass bestimmte Vorgehensweisen der Avantgarde sich nicht verbrauchen, weil wir uns ästhetisch nicht daran gewöhnen können.
Sunny Red, Hansastraße 39-41, Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 8 Euro, Infos unter www.feierwerk.de
Christian Jooß
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