Pop-Musik unter der Mitternachtssonne

Die norwegische Band Washington bedient sich ganz eigenwillig in der Pop-Geschichte
von  Abendzeitung
Nördlich des Polarkreises: Washington entziehen sich dem schmuddeligen Griff des Rock.
Nördlich des Polarkreises: Washington entziehen sich dem schmuddeligen Griff des Rock. © Washington

Die norwegische Band Washington bedient sich ganz eigenwillig in der Pop-Geschichte

Tromsø liegt 344 Kilometer nördlich des Polarkreises. Dort, wo Norwegen in Inseln und Fjorde ausfranst. Tromsø erstreckt sich über Festland und mehrere Inseln. Wer Washington hört, weiß, dass es eben nicht egal ist, woher eine Gruppe kommt. Auch wenn diese Band sich natürlich quer durch die Pop-Geschichte bei Vorbildern bedient. Und auch wenn man bei dieser geographischen Lage immer versucht sein wird, eine Band mit den Klischees von Kälte und Dunkelheit einzudecken.

„Something Of A Voyage“ von ihrem aktuellen Album „Rouge / Noir“ ist ein sanft strudelnder Indie-Song, den so ähnlich auch Travis geschrieben haben könnten. „Last Of Eve“ ist reduzierter Gitarren-Folk mit einer einsamen Trompete. Selbst ein Alternative-Country–Touch mit aufgesattelten Gitarren und einem im Rhythmus der Dampfkolben tuckernden Railroad-Rhythmus findet sich in einem Song wie „Vaults“ auf dem Album „Astral Sky“.

Über allen Songs aber liegt der dunkle Schleier der Verlorenheit. Rune Simonsen Stimme hat den hohen reinen Klang, der unberührt vom schmuddeligen Griff des Rock über diesen Klängen schwebt. Denn es ist durchaus ein ästhetischer Vorteil, dass sich Washington mit dem Second-Hand-Material der Pop-Geschichte eingedeckt haben. Die Distanz zu den Klängen steht ihnen.

Christian Jooß

Orangehouse (Feierwerk), Hansastr. 39-41, Mittwoch, 20 Uhr, Eintr.: 13 Euro, www.feierwerk.de

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.