Pop-Giganten-Träume
„Off With Their Heads“ – mit ihrem aktuellen, dritten Album kommt die britische Band Kaiser Chiefs in die Tonhalle
In ihrem Video zu „Ruby“ steht die Band in der Wüste. Zu ihren Füßen wimmelt es im Zeitraffer. Während der Dauer des Songs wächst um die Kaiser Chiefs eine Großstadt, werden Wolkenkratzer gebaut, über die die Band nur mit Mühe blicken kann, werden Straßen angelegt. Und auch wenn eine unbedachte Bewegung mal eine Hochhausspitze kappt, die Kaiser Chiefs sind so etwas wie sanfte Riesen der Stadt, sie leben in einer anderen, langsameren Zeit als die Wuselmenschen, und ein einziger ihrer Songs ist der Soundtrack deren Lebens.
Das ist der Traum, den Pop träumt. Einmal ins Überzeitliche zu wachsen. Dem Werden und Vergehen in den hektisch pulsenden Metropolen zu entgehen. Mehr zu sein als der Soundtrack auf den digitalen Abspielgeräten der Jugend. Nicht sterben zu müssen, wenn die Jugend vergeht.
Straßenköter spucken Prophezeihungen
„I Predict A Riot“ spuckten die Kaiser Chiefs 2004 in die Pop-Welt. Im dazugehörigen Video zogen sie in schwarzweiß durch die Straßen des viktorianischen Englands. Straßenköter, die an einer Ecke ihre Instrumente auspacken, um mit Prophezeihungen zu drohen. Fröhliche Scharlatane, die sicher keinen Gedanken an Zukunftssicherung oder gar den Nachruhm verschwendeten.
„Off With Their Heads“ heißt das dritte Album der Band. Der bewusst fahrlässige Einsatz der Synthesizer, der Songs wie „Everyday I Love You Less And Less“ unter Stromstößen zucken ließ, ist deutlich reduziert. Das etwas aufgeräumtere Klangbild und der selbstironische Titel lassen nur einen Schluss zu: Die Kaiser Chiefs sind dabei, erwachsen zu werden. Pop-Musik ist schon lange keine Peter-Pan-Phantasie mehr.
Produziert hat „Off With Their Heads“ Mark Ronson. Der hat schon mit Robbie Williams gezeigt, dass er weiß, wie Pop-Musik funktionieren kann. „Rehab“, „Valerie“ – Ronson ist auch der Produzent hinter den Hits der Amy Winehouse. Und er hat den Kaiser Chiefs zu differenzierten Stimmungen verholfen. „Tomato In The Rain“ – selbst tragikomische Melancholie ist jetzt möglich. Die Kaiser Chiefs haben begriffen, dass man das Erwachsenwerden nicht ernst nehmen muss.
Christian Jooß
Tonhalle, Grafinger Straße 6, 20. Januar, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 28,90 Euro, zzgl. Gebühr
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